Montag, 15. Juli  -  51km, fast keine Höhenmeter mehr

 

WIR SIND ZUHAUSE!!! Gesund, glücklich, unfallfrei!   -   Gesamtkilometerzahl:  3085km, Höhenmeter werden noch ausgerechnet.


Nachdem wir gestern abend und heute morgen ausgiebig mit Martins Eltern plaudern und essen konnten, gehts auf unsere letzte Etappe - nach Hause. Die Fahrt ist locker und bei schönem Wetter. In Safenwil machen wir noch Kaffeehalt bei Emil Frey, sein Classicroom mit vielen tollen Oldtimern und Fotogalerien aber auch die feine Schale sind jedenfalls ein Besuch wert. Bald schon erblicken wir erstmals unser Balmfluhköpfli und Martins Tempo wird immer wie schneller....
Wir schätzen es sehr, dass wir einfach so nach Hause kommen können und keine Verantwortung mehr zu tragen haben für unsere Firmen. Keine Pendenzenberge, keine Schwangerschaften die uns betreffen, kein schlechtes Gewissen vor Kundschaft dass wir so lange weg waren. Die Pensionierung ist traumhaft schön. Hoffen wir, dass wir noch laaaaange so gesund bleiben und viele weitere Abenteuer angehen können. Doch vorher wollen wir uns wieder Zuhause einnisten. Riesengrosse Freude: unsere Nachbarn Angela und René haben perfekt zu unserem Haus geschaut, sogar der Rasen ist gemäht!
Uns ist bewusst, dass es gar nicht selbstverständlich ist, eine solche Reise zu bewältigen und überhaupt starten zu dürfen. Viele Faktoren sind dabei sehr speziell: Therrys Alter von 66 Jahren, Martins Probleme die er vor der Reise hatte mit Händen und Steissbein und die ihn die ganze Reise nicht plagten, alle wunderbaren Fügungen die wir dankbar entgegennahmen, das meistens gute Wetter das uns nur eine einzige Planänderung aufzwang, das feine Essen überall, die interessanten Leute, unsere Gesundheit und Kondition, das sehr gute Einvernehmen zwischen uns zwei. Wir sind ewig dankbar.

Herzlich grüssen wir alle unsere Blogleserinnen und Blogleser und freuen uns auf viele Wiedersehen.

 

Sonntag, 14. Juli  -  73km, 520hm

Schwyz ist wunderschön und begrüsst uns am Morgen mit strahlendem Sonnenschein. Heute fahren wir fast nach Hause - jedenfalls bis zu Martins Eltern im Suhretal. Lange geht der Veloweg auf die Rigi zu - die Königin der Berge wo heute das Rigi-Schwingen stattfindet. Martins Mutter ist Schwing-Begeisterte und wird am Fernseher kleben nebst feinem Nachtessen zubereiten. Wir freuen uns sehr: auf die Eltern, auf Hausmannskost, auf bekannte Regionen, auf Heimat. So verfliegen die heutigen Kilometer fast spielerisch. Die für uns mittlerweile wenigen Höhenmeter sind auch im Nu geschafft. An allen Gewässern inklusive reissender Reuss fällt immer noch die zu grosse Menge Wasser auf. Hoffen wir, dass bald trockeneres Wetter die Lagen verbessert. Wir geniessen die Seenfahrten zuerst an Lauerzer-, dann Zuger- und schliesslich Sempachersee. Letzterer gibt zwar zu etwas Ärger Anlass weil er grossen Bedarf an Velowegverbesserung hat. Er ist viel zu lange auf der stark befahrenen Strasse. Dieser Teil ist nicht eurovelowürdig - wir befinden uns jetzt auf der Eurovelo 5 die uns genau nach Moosleerau führt.

 

Samstag, 13. Juli  -  70km, 1410hm (!)  

Wunderbare Fahrt dem Rest des Walensees entlang auf dem guten und uns mitterweile bekannten Radweg. In Näfels realisieren wir, dass der Himmel beim Zigerschlitz heller wäre als die wolkenverhangene Seite zum Klöntalersee. Der Klausenpass interessiert uns aber nicht und umkehren schon gar nicht. Wagemutig gehen wir den Aufstieg gen dunkle Wolken an. Dank dem Wochenende-Motorfahrverbot ist der Pragelpass sehr velofreundlich. Das war eines der Argumente, ihn auszuwählen. Der Aufstieg ist höchst anstrengend aber wunderschön. Schön ist auch, dass die Wolken vor uns steigen und ein bisschen Aussicht erlauben. Schade natürlich, dass die Berge verhüllt sind. Erst auf der Passhöhe wirds auch für uns neblig und nass. Trotz Nässe geniessen wir die lange Abfahrt, rauschen beim Hölloch vorbei und entscheiden, die Nacht in Schwyz zu verbringen. Hier staunen wir über die zahlreichen imposanten historischen Gebäude und über die Nähe der Mythen. Beides wussten wir gar nicht mehr und erfreuen uns auf unserem Mini-Abendspaziergang daran. Übrigens mussten wir auf dem Pragelpass wegen der Kälte unsere Turnschuhe hervorzaubern - komisches Gefühl für unsere Füsse welche seit Ljubljana mit Sandalen glücklich waren. Morgen wird wieder schönes und warmes Wetter sein = Turnschuhe wieder zuunterst in die Saccoche packen.

 

Freitag, 12. Juli  -  72km, 390hm

Albula fällt ins Wasser - es regnet morgens in Strömen. Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten der Weiterreise. Nach intensivem Faktenstudium wählen wir, von der Bahnfahrt und Reisefortsetzung her, die für uns Einfachste: direkter Zug von Zuoz, zurück durch den Vereina, nach Klosters. Auf diese Weise müsste man meinen, wir hätten einen grossen Teil des Unterengadins quasi vergebens geradelt. Wir möchten jedoch den schönen und spannenden Weg, den wir gestern bei bestem Wetter fuhren, niemals missen. Der Albulapass kann warten. Bei ausgedehntem Frühstück lassen wir es erst mal getrost regnen. Es soll hier noch den ganzen Tag prasseln, heisst es. Auf den Bahnhof gehts dann mit etwas weniger Regen. Schon bald nach Klosters können wir unsere Regenkleider versorgen, genau wie es der Niederschlagradar für diese Region ankündigte. Es gab eine wunderbare Fahrt durch das ganze Prättigau und danach schöne Durchfahrt der Weinorte Malans, Jenins, Maienfeld und Fläsch. Martin hat Lust, unsere Heimfahrt mit dem Pragelpass zu bereichern. Also steuern wir Näfels an für die nächste Übernachtung. Gegen Abend werden wir aber gehörig ausgebremst mit überraschendem Gewitterregen. Am Walensee blinkt sogar die Sturmwarnung. Jetzt sind wir doch noch heftig nass geworden und müssen aufgeben. Wir stranden in Murg, zuerst bei mega feinem Nachtessen im Geheimtipp Sagibeiz und danach im Rössli zum übernachten. Die Sagibeiz ist uns auf unseren Velotouren schon zwei mal wegen ihrem hübschen und originellen Aussehen aufgefallen. Zum Glück hat uns Petrus gezwungen, hier Halt zu machen. Das hat sich auch wegen der ausserordentlich guten Küche gelohnt.

 

Donnerstag, 11. Juli  -  51km, 1180hm

Das ganze Unterengedin lang haben wir Ruhe vor der Strasse und deshalb sehr viele Höhenmeter zu bewältigen. Diese lohnen sich aber. Die Bergwelt und die Alpenflora lassen unsere Herzen jubeln. Sogar Türkenbundlilien zeigten sich uns. Wir geniessen die Fahrt durchs schöne Engadin enorm. Der Weg führt zuerst hinauf nach Ftan, dann runter ins wunderschöne Ardez, weiter ins viel zu hoch liegende Bos-Cha und schliesslich ins traumhafte Guarda. Danach rassig abwärts zum Inn und auf die andere Talseite. Wieder gehts oft in die Höhe, in schöne Weiler und durch grüne Wälder. Die letztlichen Unwetter haben zum Teil grossen Schaden an den Wegen angerichtet aber alles ist, wenigstens für Velos, schon wieder passierFbar. Nachmittags kommt ein starker Wind auf, er bläst uns hart entgegen und will uns zeigen, wo Gott hockt. Das wissen wir. Trotzdem müssen wir die Herausforderung annehmen und sind aber dankbar, dass wir in den letzten vielen Wochen sehr selten mit Gegenwind kämpfen mussten. Wir übernachten in Zuoz und wollen morgen über den Albula - falls uns denn das Wetter diesen Plan erlaubt....

 

Mittwoch, 10. Juli  -  67km, 1190hm

Die Etsch wird immer kleiner, ist jetzt ein Bergbach und die Steigung des Radweges zeigt unweigerlich: es geht der Reschenpasshöhe entgegen. Kaffeepause im hübschen Burgeis, kraftvolles erradeln der Passhöhe und schon bald mal stolzes Posieren vor dem Reschensee. Der Radweg ist auf der anderen Seeseite als die Strasse - das macht das Umfahren des Sees sehr angenehm. Das Abnehmen des Velotourismus fällt uns positiv auf. Wir verabschieden uns nun vom schönen Vinschgau. Dann gibts eine rassige Abfahrt von Nauders nach Martina mit überwältigendem Blick in unser Engadin. Hallo Schweiz - wir kommen. Nun heissts noch, die Höhe zu erarbeiten für unsere Übernachtung in Scuol. Diese finden auf wunderbaren Wegen abseits der Strasse statt, was man sich eben mit Höhenmetern verdienen muss. In Scuol sind wir einen Tag zu früh für den Live-Donnschtig-Jass. Gut so, wir wären eh zu müde um auf dem Dorfplatz auf Festbänken zu sitzen. Im kleinsten Restaurant Scuols mit perfekter Küche und aussergewöhnlich gutem Service stossen wir an auf unseren 31. Hochzeitstag.

 

Dienstag, 9. Juli  -   69km, 730hm

Äpfel bis zum Abwinken und Fahrrad-Touristen ebenso. Der Etsch-Radweg scheint ein Velo-Magnet zu sein. Wir haben in Meran, unserem Kaffeepausenort, die Eurovelo 7 verlassen. Diese würde wieder auf den Brenner führen, den hatten wir vor Wochen schon. Also scharf links, weiter der Etsch entlang auch wenn diese nun laut und wild wird. Der Radweg bleibt perfekt, top ausgebaut, nie auf der Strasse und immer schön der Etsch entlang. Dieser Weg wird uns noch bis auf den Reschenpass begleiten, das freut uns sehr. Je lauter die Etsch und je schneller uns die Entgegenkommenden zurasen, desto mehr heisst es für uns: Gring abe u trampe - es geht steil bergauf. Dank den Höhenmetern die wir heute vernichten, ist morgen der Reschenpass für uns nur noch halb so hoch. Wir übernachten in Prad am Ortler und am Eingang zum Stilfserjoch - und sehen Schnee auf den Bergspitzen. Heute gabs noch ein Riesen-Highlight: Da wir fleissige E-Paper-Lesende sind, fiel Therry vor etwa 10 Tagen in der Solothurnerzeitung eine Leserfoto auf mit einem, in einen Baum eingewachsenen Velo. Titel: an der Etsch. Seit wir an der Etsch sind, hoffte sie, diesen Baum zu entdecken. Aus purem Zufall machen wir heute genau in der Gaststätte Mittagspause in der im Garten der entsprechende Baum steht! Was sagt man dazu!!

 

Montag, 8. Juli  -   77km, 190hm

Heute wimmelts von Tourenveloreisenden - jedenfalls empfinden wir das so nachdem wir uns wochenlang als Ausnahmetalente fühlten. Es hat aber auch sehr viele Wohlfühl-Tourenfahrende mit wenig Gepäck welche sicher aus irgendeinem Reisebus gespuckt wurden und nun den Etschtal-Radweg radeln bis sie wieder eingesammelt werden. Die Route ist wie gestern obereinfach und angenehm, der Etsch entlang halt, und noch ohne viele Höhenmeter. Die Etsch ist randvoll, nur die Hochwasserschutzdämme verhindern ein überlaufen. Nachts regnete es und am Morgen ist es noch regnerisch. Wir kleiden uns, auch als Spritzwasserschutz bei den vielen Glunggen, in Regenmontur. Dieser können wir uns gegen Mittag entledigen ohne richtig nass geworden zu sein. Die schöne Fahrt findet nun, nebst Reben, neben Tausenden von bald reifen Äpfeln statt - riesige Apfelbaumplantagen säumen unseren Weg. Im frühen Nachmittag erreichen wir Bozen bei Sonnenschein. Hier ist in den schönen Altstadtgassen Ramba Zamba mit Touristen aller Art: Wanderer, Velofahrer, Familien, sportliche Gruppen, laut plappernde Italienerinnen - wir tauchen kurz ein und nach dem Mittagssalat gerne wieder aus. Wir sind nun definitiv im Vorwärtsmodus und verzichten auf Sightseeing. Übernachtungsort ist im unbedeutenden aber schön gelegenen Nals, mitten in den Reben im Hotel Traubenheim mit kleinem Swimmingpool im grossen Garten und viel Aussicht auf die umliegenden Berge - that's life.

 

Sonntag, 7. Juli  -  59km, 230hm

Und schon sind wir im Trentino-Südtirol. Die Eurovelo 7 verläuft nun auf dem Etsch-Radweg - nochmals eine Steigerung von schönen und guten Radwegen, optimal vor Strassengefahren gesichert. Strassenquerungen finden oft mit Unterführungen statt, richtig gäbig. Wir fühlen uns in lockerer Radelstimmung. Morgens ist noch relativ schönes Wetter, das sich am Mittag in leichten Regen verwandelt. Von da an sehen wir keine der zahlreichen Rennvelofahrenden mehr sondern nur noch die ausdauernden Tourenfahrer - davon gibts  mittlerweile etwas mehr, wohl auch wegen dem Ferienbeginn aber sicher wegen dem bekannten Etsch-Radweg. Früh kommen wir in Trient an und machen grosse Pause bevor es zum Znacht in gut 30-minütigem Fussmarsch in die Stadt geht, natürlich zum Piazza del Duomo. Dort sind Dom und prächtige Paläste sowie barocker Neptunbrunnen und schöne Fassaden mit Freskenmalerei sehenswert. Bewundernswert ist auch die megafeine Pasta die wir in einer lauschigen Seitengasse geniessen.

 

Samstag, 6. Juli  -  85km, 607hm

Das Konzert war gar nicht so laut - die Barbesuchenden unterhalb unseres Zimmerfensters hätten mehr gestört - also Fenster schliessen und Tozzi's Gente di Mare von früher in Erinnerung behalten. Unsere Weiterfahrt findet fast ganztags - einem Kanal folgend - auf wunderbaren Fahrradwegen statt. Wieder ein Kränzchen zu winden für die Eurovelo 7. Die Route vom Gardasee nach Mantua oder eben umgekehrt kann man sehr empfehlen als schönen Velo-Ausflug ohne grosse Strapazen. Entsprechend viele Radfahrende mit Velos aller Art sind uns begegnet, vom Rennrad natürlich zum E-Bike bis zu Liegevelos und Kleinkinderräder. Tourenräder sehen wir seit Wochen eher wenig, maximal 1-2 mal pro Tag und dann wird meistens fröhlich gegrüsst. Gegen Mittag sehen wir schemenhaft in weiter Ferne und im Dunst - Jubel, Jubel: unsere Alpen. Freude, Genugtuung, Heimweh, Stalldrang, Zufriedenheit - alles miteinander kommt in uns hoch. Wir freuen uns auf unser Zuhause, unsere Liebsten, unser Umfeld, unsere Pläne (da gehört zum Beispiel unseren Garten jäten dazu) - aber für die nächsten Tage wollen wir die Reise noch geniessen. Am schönen Gardasee herrscht natürlich Hochtourismus - an Land und im Wasser. Gerne schauen wir dem Treiben beim Mittagssalat zu und freuen uns, bald bergigere Regionen um uns herum zu haben. Die Weiterfahrt führt uns über Höger und durch Rebberge ins Etschtal. Im Taleinschnitt gibts hier ein Wildkirchli in Grossformat - ein Kloster weit oben am Fels klebend, die Madonna della Corona. Sieht von weitem faszinierend aus. Man könnte die Kirche in zwei Stunden Treppensteigen und 600 Höhenmetern erreichen - wir nehmen uns die Zeit nicht dazu und radeln weiter - mittlerweile durch viele Obstbaumplantagen - an unseren Übernachtungsort jetzt in der Region Venetien.

 

Freitag, 5. Juli  - 74km, 160hm

Heute ist Dammfahren angesagt und zwar nicht zu knapp. Je näher zum Po gibts immer wie mehr Dämme zum Hochwasserschutz. Darauf wird die Eurovelo 7 in sehr guter, oft neuer Teerung geführt. Die Dämme haben jedoch ewig lange Kurven in alle Richtungen und deshalb gibts grosse Umwege. Ein Zusatzumweg von 10 Kilometern passiert uns, weil mal die Route falsch beschildert ist und wir anstatt dem GPS der Routenbeschilderung folgen. So suchen wir die schon zum x-ten mal in der Ferne gesehene Brücke über den Po viel zu kompliziert - gut, dass wir so stramme Schenkel haben und sogar Umwege problemlos meistern. Wir befinden uns nun in der Lombardei. Im Land um die Dämme herum wird intensiver Ackerbau betrieben, zum Teil ist es noch beschädigt von letzlichem Hochwasser. Hier in der Po-Ebene ist es weit und breit eben - flach so weit das Auge reicht. Die einzigen Erhebungen sind die Dämme. Der Po ist beeindruckend breit und reissend. Sicher sieht er nicht immer so aus, er hat noch sehr hohen Wasserstand vom letzten Hochwasser. Eine akustische Freude bereitet uns das Vogelgezwitscher das wir nach dem vielen Zikaden-Geschreie besonders schätzen. In den naturbelassenen Zuflüssen zum Po befindet sich ein wahres Vogelparadies. Vereinzelt hören wir noch Zikaden, sie sind jedoch leiser als in Kroatien. Die Nacht werden wir in Mantua verbringen. Die Mantovaner-Spezialitäten können uns nicht überzeugen - , viel zu trockene Tortellini, unschön zerrissener Süsswasserfisch, trockener Risotto und knochentrockene Bisquittorte, alles eher fade obwohl in einem sehr guten Lokal gegessen welches regionale Speisen hervorhebt, hm. Eine sehr schöne und auch geschichtsträchtige Altstadt zeigt sich uns und ein Openair-Konzert von Umberto Tozzi findet heute direkt neben dem Hotel statt. Wir können nun entscheiden, ob wir ihn im Schlafzimmer wollen oder auf der Bühne. Das Konzert fängt jedoch erst um 21.30 Uhr an, da sind wir meistens auf baldigem Weg ins Bett. Also Tozzi im Bett hören.

 

Donnerstag, 4. Juli  -  82km, 250hm

Den ganzen Tag geniessen wir bereits die Fläche der Po-Ebene und die top Qualität der Eurovelo 7 mit Ausnahme der Brückenstory, die wir selber verschuldeten. Die Velowege haben oft einen besseren Belag als die Strassenränder (Italiener können offensichtlich keine guten Strassenbeläge bauen) und die Wegführung der Eurovelo 7 ist beinahe romantisch. Klar macht man hie und da grosse Schlenker um auf keine Strasse zu kommen. Das ist uns jedoch immer recht. Besonders in Bologna können wir die Wegführung nur rühmen. Es ging meistens entlang sauberen(!) Kanälen und Pärken. Bologna interessierte uns nur für feinen Cappuccino geniessen, Brötchen fürs Picknick kaufen (Tomaten und Salame kauften wir morgens im Zia Emma Lädeli), Velos waschen und wieder raus aus der Stadt. Letzteres war nach unserer heutigen Morgen-Action mehr als nötig, die Räder waren fast verstopft vor lauter Dreck. Den holten wir uns wegen einer im Umbau befindlichen Brücke. Also wieder mal eine fehlende Brücke, diesmal eine ziemlich Grössere. Was sagt man dazu: kurz vor der Brücke spricht uns ein entgegenkommender Tourenfahrer schweizerdeutsch an, man solle ruhig unter der Brücke auf der Notstrasse durchfahren, es sei möglich. Hätten wir dies nicht gewusst, wären wir nie bei der Fahrverbotstafel weitergefahren sondern hätten einen wahrscheinlich grossen Umweg gemacht. Dank dem Tipp trauten wir uns und landeten eben im Dreck. Die Bauarbeiter hatten gar keine Zeit, uns die Passage zu verbieten - wir waren schon fast durch als sie uns bemerkten. Und danach folgte ziemlich viel Morast weil der Weg durch den Wald eigentlich gar nicht fürs passieren gedacht war. Tja, es war spannend. Später folgte ein sehr aufwühlender Abend. Wir übernachten in Mirandola und wissen tags noch nicht, weshalb es hier so viele Gross-Baustellen hat. Beim oberfeinen, emilianischen Nachtessen kommt Martin der Gedanke und uns die Erleuchtung: Mirandola ist eine der am meisten betroffenen Städte vom Erdbeben 2012. Am eindruckvollsten ist die Fassade einer grossen Kirche, die noch alleine steht und von massivem Baugerüst gestützt wird, alles andere dahinter ist damals eingestürzt. So hat es noch sehr viele Gebäude die gerüstgestützt und einsturzgefährdet auf den Neuaufbau warten oder im Umbau sind. Die Stadt wurde arg gebeutelt. Dass der Wiederaufbau so lange dauert, liegt wohl auch an Geldsorgen. Ein andächtiges Gefühl kommt in uns auf. Unser Abendbummel endet auf einer Restaurant-Terasse bei einem sagenhaft guten Live-Konzert. Ein Gitarist und eine Sängerin rocken in bester Qualität in unsere Seelen. Gute Musik tut einfach gut.

 

Mittwoch, 3. Juli  -  79km, 1124hm (!!)

Es kommt wieder einmal, wie es zum Glück kommen muss: der Wirt verschläft, das Frühstück ist später als geplant. Deshalb fahren wir auch  später ab und können nach den ersten paar Kilometern den argsten Regen bei einer Dorfbeiz am Schärme verbringen anstatt am Berg. Unter der schützenden Sonnenstore sind bereits die Dorfältesten versammelt und machen für uns Velotouristen gerne Platz - endlich können wir mit Einheimischen plaudern weil Therry etwas italienisch spricht. Das war in Kroatien nicht möglich und wir merken, dass es uns fehlte. Die Männer verzeihen uns Schweizern den Fussball-EM-Sieg gegen ihr Land und eine fröhliche Stimmung mit angeregtem Schwatz entsteht. Nach dem Regen gehts mutig weiter. Der zu erklimmende Pass gehört zum Apennin-Massiv. Er ist wegen der Steilheit auf dieser Seite für uns mit den bepackten Velos nicht überall fahrbar - doch heisst es ja so schön, wer sein Velo liebt der schiebt. Regnen tut es nicht mehr richtig aber weiter oben, auf knapp 1000müM, begleitet uns etwas Nebel und es wird kühl. So kühl, dass wir unsere Regenkleider doch noch anziehen um auf der langen Abfahrt nicht zu frieren. Es geht ewiglang bergab mit kleinen aber unbedeutenden Zwischenanstiegen - Genuss pur. Oben auf dem Pass haben wir die Region gewechselt, von der Toskana zur Emilia Romagna - unverkennbar, es hat fast keine Zypressen mehr, auch unten in der Ebene. Wir sind den ganzen Tag bis kurz vor dem Ziel immer auf Nebenstrassen oder sogar separaten Velowegen - ein Hoch für die schöne Veloroute, die Eurovelo 7, mit Ausnahme einer fehlenden Brücke, die gab jedoch keinen grossen Umweg. Am Übernachtungsort Sasso Marconi beziehen wir ein sehr schönes Appartement mit viel Platz und Waschmaschine. Dieser überlassen wir gerne unsere Wascharbeit. Das Städtchen ist erstaunlich sauber, hat viele tolle Geschäfte und die Häuser sind modern und anmächelig gebaut. Wir merken einen grossen Unterschied zu kroatischen Städtchen welche anders schön waren - älter halt. Nun sind wir bereits kurz vor Bologna und am Anfang der riesigen Po-Ebene.

 

Dienstag, 2. Juli  -  39km, 170hm

Heute fahren wir nochmals eine Strecke per Zug, bis nach Florenz. Dieses werden wir mittags erreichen und danach gehts endlich wieder aufs Velo. Die Zugreise ist schön - wir nähern uns der Toskana was unverkennbar an den grossen Zypressen zu sehen ist. In Florenz wählen wir eine einzige Sehenswürdigkeit, die Ponte Vecchio, an der wir "schnell" vorbeifahren wollen, denn mit Sightseeing ist nun genug - der Weg ist jetzt unser Ziel. Die Durchfahrt durch die Stadt zeigt uns schnell, dass Florenz um ein Vielfaches sauberer ist als Rom und verkehrstechnisch besser organisiert ist. Hier hätte es uns auch gefallen. Aber wir wollen weiter. Um unsere Hintern wieder an den Velosattel zu gewöhnen, hat Martin für die heutige Strecke nur 40 Kilometer geplant. Das bietet sich auch an weil danach eine Bergetappe folgt mit wenig Übernachtungsmöglichkeiten. Bereits in Florenz fängt es an mit von der Strasse separierten Velowegen. Die ganzen 40 Kilometer sind entweder auf solch gesicherten Pfaden oder sogar schön dem Arno und danach dem Bisenzio entlang auf Wander- oder Velowegen - da hüpfen unsere Herzen vor Freude.

 

Montag, 1. Juli

Wer Rom schon besucht hat, weiss, wie viele Sehenswürdigkeiten hier zu besichtigen wären. Wer noch nie da war, sollte es nachholen - vielleicht nicht grad im Juli und schon gar nicht im ganzen nächsten Jahr. Rom feiert dann das Heilige Jahr 2025 unter dem Leitwort "Pilger der Hoffnung". Das Jubliäum findet alle 25 Jahre statt. Die Stadt Rom rechnet mit 45 Millionen Pilgernden und Besuchenden(!). Sie ist momentan voller Baustellen für die Vorbereitungen auf dieses Jubiläum. Da will man offensichtlich noch vieles herausputzen. Putzen wäre überall nötig. Ganz besonders um den Bahnhof herum aber eigentlich überall liegt Dreck und Unrat auf den Strassen. Man kann sich fragen und nur den Kopf schütteln, weshalb Menschen in der Lage sind, so viel Abfall auf die Strasse zu werfen und weshalb niemand putzt. Wir machen auf Touri und hüpfen in den ersten Hop-on-Hop-off-Bus. Trotzdem gibts den ganzen Tag genug zu Fuss zu gehen um an einige uns interessierende Sehenswürdigkeiten zu kommen. Von der Signora Touristeninformation erhalten wir dann den besten Tipp für unser Abendessen. Ein Quartier südlich vom Vatikan, nähe Tiber, ist voller guter und authentischer Restaurants, man solle vor allem Antipasti und Pasta essen. Das haben wir wohlwollend befolgt und auch Freude am lebhaften Stadtteil. Dort war wenigstens die Fussgängerzone wirklich autofrei, was wir in der Altstadt bemängelten. Es hat überall sehr viele Wasserbrunnen. Und es hat wahrscheinlich zahllose Taschendiebe - man warnt uns mehrmals und intensiv. Für uns ist Rom sehr gut abgelaufen, nichts abhanden gekommen und in kurzer Zeit sehr viel an Schönem aufgenommen. Was jetzt ganz klar ist: die italienischen Gelati sind um ein Vielfaches besser als kroatische Glace, obwohl die Eisdielen genau gleich aussehen.

 

Sonntag, 30. Juni

Wir müssen sehr früh raus. Obwohl die Fähre erst um 8 Uhr ablegt, ist um 6 Uhr Check-in gewünscht. So gibts wieder mal viel Zeit zum Rumstehen, Leute beobachten und Organisationen studieren. Auf der Fähre haben wir sehr viel Platz, sie ist gross und bietet uns angenehmen Raum für Lesen, Tagebuch schreiben, Fotos ordnen, von Kroatien träumen, Revue passieren lassen, käfele und klavierspielen. Es hat einen Flügel an Bord(!), der ist aber umgebaut zum E-Piano und hat keine Lautsprecher. So hat Therry die ideale Möglichkeit, mehrere Sequenzen mit tonlosen Fingerübungen und Technik zu absolvieren. Das tat ihrem Klavier-Knowhow gut. Das Meer ist ruhig, die Fahrt sehr angenehm. Hie und da blicken wir in die Weite des Meeres. Für uns Landratten schon seltsam, so viel Wasser und kein Land zu sehen. Nach knapp sieben Stunden kommen wir in Bari an. Heftige Windböen vom Land her hudeln an uns auf der Velofahrt zum Bahnhof. Wir wollen Bari gar nicht besuchen sondern sofort per Zug weiterdüsen nach Rom. Die Orechiette, welche man hier in Bari unbedingt essen soll, müssen warten. Irgendwann kommen wir mit unserem Camper nach Süditalien. Der Zug nach Rom wird sechs Stunden haben, ist nur halbvoll und dank unserem Erstklassbillett sehr komfortabel. Die beim Billettkauf versprochenen, freien Getränke waren ein Fake und so verpflegen wir uns aus unseren Saccochen welche wir wohlweislich mit Ess- und Trinkware bepackten. Nun fliegt die Gegend an uns vorbei, das sind wir uns gar nicht mehr gewohnt. Gleich nach Bari ist die Landschaft sehr trocken und flach aber gut angebaut mit riesigen, wirklich sehr riesigen Olivenbaum- und Rebenplantagen. Nach etwa einer Reisestunde werden vermehrt Getreidefelder sichtbar, schön abgeernet. Und nach weiteren zwei Reisestunden werden aus den Feldern grossflächige Gemüseplantagen, es wird gebirgiger und immer wie grüner. Die Zuglinie führt gefühlt im Zickzack fast bis Neapel und so sehen wir sogar den riesigen Schlosskomplex von Caserta. Spätabends kommen wir pünktlich in Rom an. Reisen ohne Velo zu fahren macht auch müde, aber anders, nerviger. Wir schlafen erst mal bevor wir Rom besuchen.

 

Samstag, 29. Juni

Wir leisten uns einen obergemütlichen Morgen, nachdem wir gestern die Stadt von frühmorgens bis spätabends ausgiebig besucht haben. Ausschlafen, Velos pflegen, Reiseführer lesen, Manicure&Pedicure,  umelauere, mit Hauskatze und Schildkröten spielen, strategischen Entscheid unserer Weiterreise fällen, Fähre und Züge buchen....   Therry hat grosse Angst vor den Velowegen in Süditalien. Die Gefahr besteht, dass wir öfter auf verkehrsreichen Strassen neben rasenden Italienern zirkeln und dass Therry irgendwo entnervt aufgeben möchte. Wir entscheiden, Süditalien per Zug zu befahren - auf diese Weise können wir sicher auch grösster Hitze ausweichen welche Martin ängstigt. Zudem haben wir gar nicht mehr genügend Zeit um durch ganz Italien und die Alpen nach Hause zu radeln. Wir wollen am 18. Juli Zuhause sein, Martin hat dann eine Wanderführung. Also finden wir es schlauer, die nördlicheren Italienvelowege zu nutzen, falls denn vorhanden. So sind wir nun mit öV folgendermassen unterwegs: Fähre Dubrovnik-Bari, Zug Bari-Rom, stare a Roma per due notte, Zug Rom-Florenz. Ab Florenz werden wir unsere Velotour fortsetzen.

Für heute gehts nach getaner "Arbeit" per Velo auf die Halbinsel Babin Kuk, dort hats die schöne Beach Copacabana - noch einmal bädele in Kroatien und Strandfeeling geniessen. Frühabends haben wir noch eine Panoramafahrt im offenen Kleinbus gebucht. Damit können wir ein bisschen Hinterland und die Aussicht auf Dubrovnik und Lokrum von oben geniessen. Kroatien hat uns seeeeehr gefallen. Morgen früh gehts auf die Fähre nach Bari.

 

Freitag, 28. Juni 

Hip-Hip-Hurra!!! Gestern abend haben wir Dubrovnik erreicht, unseren Wendepunkt. Die Anfahrt über die grosse Brücke war eindrücklich und bewegend. Von der Altstadt haben wir gestern noch nichts gesehen aber der Anblick des Hafens und der schön zwischen zwei Hügel und Meer gebetteten Stadt mit dem erhabenen Gefühl des Ziel erreichens war traumhaft. Zudem haben wir Glück gehabt bei der Auswahl unseres Appartements - eine kleine Oase inmitten der Grossstadt wartete auf uns. Heute stehen wir früher auf als je einmal und bereits kurz nach sechs sitzen wir auf unseren Velos Richtung Altstadt. Draussen vor der Wehrmauer werden die Drahtesel angebunden und los gehts in die Perle der Adria. Sie ist kleiner als erwartet und deshalb sehr übersichtlich. Dank der frühen Stunde sind wir eigentlich alleine in den Gassen. Eigentlich, weil diese frühen Morgenstunden den Lieferanten und Handwerkern gehören. Sie werkeln überall, stören uns aber überhaupt nicht. Wir schlendern von einer Ecke der Altstadt zur anderen - mit Fotohalten ohne Ende. Die Stadt ist sehr fotogen. Sie wurde leider im Kroatienkrieg 1991-1995 arg zerstört und deshalb hat es viele Neubauten. Das wurde aber sehr gut auf antik gemacht, jedenfalls für unseren Geschmack. Um die ganze Altstadt herum besteht die gut restaurierte Wehrmauer. Man könnte sie begehen, jedoch erst ab 8 Uhr und für 35 Euro. Gut können wir uns vorstellen, dass ab 8 Uhr bereits Kolonnen auf der Mauer sind und so war es auch, aber ohne uns. Gleich hinter der Stadtmauer war es auch zu späterer Stunde noch schön kühl, menschenleer und interessant. Nun gings zu unserem teuersten Frühstück ever, natürlich an der Hauptgasse, und dem aufkommenden Treiben zusehen. Danach spontaner Entscheid, das Boot zur Insel Lokrum zu nehmen. Gute Wahl - wir waren auf dieser Insel sehr wohl. Sie ist ein Natur- und Waldreservat. Der grösste Teil der Insel ist ein Hügel mit Pinienwald und schönen Wanderwegen drin. Zuoberst im Wald die Ruine einer Festung. Auf der süd-westlichen Seite der Insel sind die Reste des Schlosses des Erzherzoges Ferdinand Maximilian Habsburg zu sehen, dem damaligen Eigner der Insel. Man sieht schöne Bogengänge und vor allem einen botanischen Garten der noch gepflegt wird. Wieder auf dem Festland recherchieren wir den Fährplatz für unsere Reise nach Bari - sie wird am Sonntag morgen sehr früh losgehen. Danach gemütliches Ausruhen in unserer Oase und sich freuen auf einen Volkloreabend in der Altstadt. Heute haben wir noch herausgefunden, dass unser Kroate wohl etwas verwechselt hat: die Platane gehört nicht zu den ältesten, sondern zu den grössten Bäumen ihrer Art der Welt.

 

Donnerstag, 27. Juni  -  

Heute schlafen wir aus und starten erst um halb neun. Es gibt bis zu unserem Ziel Dubrovnik etwas weniger zu radeln als gestern und das ist gut so. Zwei-, dreimal kommen wir auf die stark befahrene Küstenstrasse und leider zum Schluss gegen Dubrovnik hin nochmals mit heftigem Feierabendverkehr. Dazwischen dürfen wir aber wieder tolle Bergluft inhalieren und Pässe bezwingen. Das ziehen wir der Küstenstrasse vor. Lieber steil hinauf kämpfen als neben Lastwagen und Autos auf dem Strassenrandstreifen zirkeln. Das Hinauffahren hat ja auch zwei Vorteile. Erstens bezaubernde Aussicht und zweitens das nachfolgende Runterrauschen - wir geniessen es in vollen Zügen. Heute erfahren wir von einem Kroaten (der uns freundlicherweise unsere Wasserflaschen auffüllte und den Tipp gab auf eine riesige Platane zu achten), dass das mittlerweile fast zu Gekreische laut gewordene Zirpen wirklich von Insekten ist, genau gesagt von Singzikaden. Die sind hier nicht im Gras sondern in den Bäumen, weshalb Therry plötzlich meinte es könnten kleine Vögel sein. Immer noch ist die Fernsicht nicht klar, diesmal eher wegen Regenwolken. Wie es so ist in den letzten drei Tagen: wir werden kein einziges Mal nass. Es tröpfelt manchmal, was sogar angenehm ist. Wenns mal richtig regnet, dann sind wir drinnen oder gerade irgendwo am Schärme - wir sind dankbar. Die Platane finden wir dann auch, sie ist umwerfend gross - kaum zu fotografieren. Wie alt sie ist steht nirgends geschrieben aber unser Kroate meinte, sie gehöre zu den ältesten Bäumen der Welt. Und dann das erhabene Gefühl: wir erblicken Dubrovnik, unseren Wendepunkt. Hier wollen wir uns etwas Zeit lassen.

 

Mittwoch, 26. Juni  -  79km, 1107hm (!)  Temperatur besser nicht mehr aufschreiben

Ein wieder besonders schöner Tag geht heute zu Ende. Frühstück in unserem Gärtli, sehr frühe Abfahrt für verkehrsfreie Küstenstrasse und für erste Fähre auf die Halbinsel Peljesac. Die Autofahrer nehmen die neue, zu 80% von der EU finanzierte Brücke, für Personen und Velos gibts noch die alte Fähre. Übrigens geht man nach Dubrovnik via Halbinsel um nicht durch den kurzen Küstenstreifen von Bosnien-Herzegowina zu müssen. Ob dies heute noch relevant ist, wissen wir nicht. Wir folgen einfach der Eurovelo 8 denn die bringt uns immer an schöne Orte. Die Velotour auf der grossen Halbinsel fand vor allem in abgeschiedener, bergiger Gegend alleine und auf kleinen Nebenstrassen statt - so wie wir es lieben. Dort, wo das karge Land genutzt wird, werden Reben angebaut. Der Wein dieser Halbinsel ist sehr begehrt und fein, das können wir bestätigen. Jedenfalls feiner als viele andere, kroatische Weine die wir probiert haben. Es gab enorm viele Höhenmeter zu bewältigen an diesem heissen Tag - an einem schwülen Ort misst Martin 39°! - wir spinnen wohl, aber es geht uns recht gut und mit viel Trinken und genügend Zeit haben wir die Pässe tapfer gemeistert. Für die Übernachtung wählen wir Ston, wieder auf Meereshöhe und erleben eine wahre Überraschung. Wir haben nicht damit gerechnet, eine Wehranlage wie diese zu sehen. Sie wurde im 15. Jahrhundert gebaut um auf der schmalen Landzunge einen vollständig kontrollierbaren Zugang zur Halbinsel zu haben und vor allem um die profitable Meersalzgewinnung zu überwachen. Schon die Römer nutzten die günstige Lage von Ston zum Anlegen von Salzgärten. Als sich im Mittelalter die Salzgewinnung zu den wichtigsten Einnahmequellen für die Republik Ragusa (Dubrovnik) entwickelte, wurde die Wehranlage gebaut. Die Wehrmauer ist sehr auffällig. Mit einer Länge von 5,5 Kilometern besitzt Ston die zweitgrösste, erhaltene Wehrmauer der Welt, nach der weltberühmten chinesischen Mauer. Trotzdem haben wir sie nicht bestiegen. Ansehen von unten passt für uns denn wir sind sehr müde. Es reicht grad noch, um das hübsche Städtchen und seine Beizli zu besuchen. By the way: wir erreichten unsere 2000 Kilometer.

 

Dienstag, 25. Juni  -  67km, 750hm

Der Entscheid Küstenstrasse war schnell gefällt: die Eurovelo ging nur Anfangs hinter den Berg über einen Pass, danach kam sie sowieso auf die normale Küstenstrasse. Wir ersparten uns den Pass und damit 12 Kilometer nebst vielen Höhenmetern. Dank unserer frühzeitigen Abfahrt morgens um 7 Uhr war der Strassenverkehr in unserem ersten Küstenstrassenstück erträglich. Später gab es eh kein Ausweichen mehr und wir kamen mit den paar Strassen-Rowdies gut zurecht. Die Strasse hatte einen etwa 50cm breiten, holprigen Beton-Randstreiffen, auf den wichen wir bei Bedarf aus was nicht immer einfach aber sinnvoll war. Besonders im Anstieg, und den gabs nicht zu knapp, ist das Platz machen mühsam und der Übergang zum Betonstreiffen hat je nach Teer einen blöden Absatz. Die Aussicht aufs Meer und die zahlreichen Inseln war leider immer noch trüb - Sahara lässt grüssen. Direkt unterhalb der Küstenstrasse sahen wir viele kleine, romantische Buchten - natürlich die meisten belegt von Strandnixen, auch komplett Nackten - wir sind im FKK-Bereich. Immer wieder müssen wir anhalten und staunen. Nein, nicht wegen den Nackten. Einmal entdeckten wir Delphine wie sie während ihrem Morgenfrass wohl miteinander spielten (wir wünschen uns jedenfalls, dass sie spielten und nicht kämpften). Wir nehmen von der Grösse her jedenfalls an, dass es Delphine waren. Die Küste ist schön grün, viel Macchia, Pinien, Feigen, Ginster - es riecht gut. Dann sind für uns die nahen Bergwände sehenswert, schroff und wild und klettereinladend. Und das ohrenbetäubende, anhaltende Zirpen der Grillen fällt heute besonders auf. Oder vielleicht sind das gar nicht Grillen sondern Vögel? Wir wissen es noch nicht. Weg von der Küstenstrasse kamen wir zuerst über einen Singletrail (!) und danach bei der Fahrt durch Dörfer und Städtchen. In Makarska staunten wir nicht schlecht über diese Feriendestination - dort wimmelt es von Resorts, Restaurants und Ramschständen. Die Eurovelo 8 führt tatsächlich mitten durch dieses Gewimmel - wir könnten uns vorstellen, dass in der Hauptsaison alle Velofahrenden automatisch absteigen und im Touristenstrom spazieren. Mit der kroatischen Sprache haben wir so unsere Mühe. Die Wörter klingen uns zu fremd. Das war damals mit Thailändisch einfacher - wohl auch, weil wir gute 20 Jahre jünger waren. Wir können uns nicht mal Ortsnamen richtig merken und so heissts für uns auch mal Makadingsbums und Grebasowieso. Feines Abendessen (diesmal gibts Haifisch) und Übernachtung ist heute in Zaostrog. Zum ersten Mal ist ein Appartement etwas muffelig. Wir haben zum Glück ein Gärtchen für uns. Schon zum zweiten Mal passiert es, dass bei Ankunft kein Strom vorhanden ist. Nemu stroje, das verstehen wir jetzt. Die Leute hier leben gut damit und wir hatten bis jetzt auch keine Probleme weil nach wenigen Stunden alles wieder lief (vor allem Strom für unsere Geräte wie GPS, Fotoapparat, Tablet und Handy).

 

Montag, 24. Juni  -  39km, 455hm, Temperatur 36°

Wir können nicht frühmorgens wegfahren denn Martin braucht neues Flickmaterial und Schläuche für die Fahrräder. Beim Velohändler gibts das Material, aber keine Zeit. No problem, Martin wechselt Schlauch und auch gleich den Radmantel selber. Nun können wir uns in Ruhe wieder um Split und seine Geschichte kümmern und gegen Mittag eine kleinere Route in Angriff nehmen. Diese geht wieder hinter den Bergen über ein Pässli, wohl damit wir Velofahrenden die Küstenfahrenden nicht stören und umgekehrt. Das wäre uns recht, sogar mit Naturstrassen sind wir zufrieden und in der Pampa ist es uns eh wohl. Aber auf dieser Bergstrasse hat es viel zu viel Verkehr. Kommt hinzu, dass wir seit ein paar Tagen die Strassenverkehrsteilnehmenden rügen müssen. Oft werden wir viel zu nahe und gefährlich überholt. Auch die Gegend und Dörfchen haben uns nicht wirklich gefallen. Für morgen überlegen wir uns, ob wir mal die Küstenstrasse ausprobieren. Mit der Abfahrt zum Meer wurden wir gebührend für den Aufstieg entschädigt. Die Bergkulisse wurde endlich spannend, schön felsig und schroff. Entsprechend steil und rassig war das Hinunterfahren. Kurz vor unserem Übernachtungsort öffnete sich eine Schlucht und danach das ruhige und überschaubare Feriendörfchen Omis direkt am nicht ganz so ruhigen Meer. Es gab ein Wellenbad in welches sich Therry von Martin überreden lassen musste. Resultat: es hat sich gelohnt - wir sind beide erfrischt.

Sonntag, 23. Juni  -  67km, 802hm, Temperatur 38°

Das Zmorge war gar nicht so mager - Martin hat noch Salami aus seiner Saccoche hervorgezaubert. Bereits um 7 Uhr starten wir, denn wir haben zu Beginn der heutigen Route eine Hügelanhöhe zu bewältigen, die wollen wir in den frühen Morgenstunden erradeln. Die Anfahrt zur Anhöhe zeigt unschön, dass der gesamte Hang vor einem Jahr gebrannt hat. Der Kellner gestern abend hat uns das sehr tragisch geschildert. Der Hügel bietet uns jetzt sehr schöne Aussicht welche heute ein bisschen klarer ist als gestern. Und er führt uns auf der Höhe wieder völlig in die Abgeschiedenheit - diesmal gibts Olivenhaine bis zum Abwinken, sie sind recht gut gepflegt und drinnen sowie rundherum hat es viele Trockenmauern. Diese sind sicher in jahrzehntelanger Handarbeit entstanden - es sieht schön und trotzdem wild aus. Die Idylle wird jäh unterbrochen als Therry auf einer Naturstrasse im zu tiefen Kies für die schmalen Pnööli stürzt. Oh, welch grosses Glück: weder an Therry noch am Velo ist ein Schaden entstanden. Durchatmen, Aufstehen, Krone - äh, Helm richten, weiterfahren. Unser Trinkwasser hat mittlerweile Körpertemperatur - wir haben uns wohl etwas adaptiert dass wir überhaupt radeln. Wir kommen zum Städtchen Trogir und staunen. Unsere Augen wurden doch schon in Sibenik so verwöhnt und es gibt immer noch Steigerungen. Diese pitoresken Gassen, Plätze und Bauwerke - Kroatien ist wahrlich ein Eldorado für Sehenswürdigkeiten. Die vielen Herrscher in den letzten über 2000 Jahren haben ihre Zeichen hinterlassen. Von Römern, Venezianern, Türken und Griechen, (vielleicht noch mehr was wir noch nicht gelesen haben), bis schliesslich zu den Habsburgern war immer reger Machtwechsel. Entsprechend geschichtsträchtig ist es hier. Dass viele Plätze und Bauten in der Unesco-Weltkulturerbeliste sind, ist nachvollziehbar. Für uns ist die Menge gar nicht mehr erfassbar. Wir staunen einfach über alle Schönheiten. Zur Abwechslung gibts auf der Weiterfahrt einen Platten bei Therrys Vorderrad. Martin flickt kurzerhand mit neuem Schlauch, übersieht aber, dass er den verursachenden Dorn im Mantel zu wenig gut entfernt hat. So kommt es, dass sich der Dornrest wohl regt und ein paar Stunden später dieser Vorderreifen wieder platt ist, kurz vor Split. Nun gehts nicht mehr anders: Schlauch flicken, zum Glück wieder im Schatten. Wir stehlen dem Tag also viele Stunden mit Sturz, Reparaturen und zu blöder Letzt noch Emailadressenprobleme für den Appartementschlüssel. Martin braucht alle seine Nervenreserve und Therry versorgt ihn derweil mit Wasser und Orangensaft was uns kurz vorher alles ausgegangen ist. Es ist sehr heiss.
Die Eurovelo 8 führte uns vor Split noch an den Ruinen des Amphitheaters Salona vorbei was zwar kräfteraubend aber sehenswert ist. In Split gibts als Allerwichtigstes den Diokletian-Palast mitten in der Altstadt, eigentlich verschmolzen mit der Altstadt, zu besichtigen. Er gehört zu den bekanntesten Wahrzeichen Splits. Der Palast gilt als eines der am besten erhaltenen römischen Bauwerke weltweit. Gebaut wurde er um 300 nach Christus als Ruhesitz des römischen Kaisers Diokletian und ist seither ununterbrochen bewohnt (!). Wahres Leben ist in diesen Mauern, von Beizli und Geschäften bis zu Hotels,  Appartements und Wohnungen und natürlich ameisenhaufenweise Touristen - ein Riesengewimmel. Im Laufe der Jahrhunderte wurde natürlich viel um-, angebaut und zweckentfremdet. Trotzdem ist die Mystik eines Palastes und des schönen, später gebauten Glockenturmes geblieben. Wir leisten uns einen Apero im teuersten Cafe Luxor mitten im Palast und schauen dem Getümmel zu. Split hat ausserdem viele schöne Plätze, Pärke, Häfen, Flaniermeilen und ist natürlich voller Restaurants, Tavernen und Cafés. Es gefällt uns sehr hier, obwohl wir langsam genug haben von Städten und Ruinen.

 

Samstag, 22. Juni  -  91km, 720hm

Emilje, unsere Appartement-Gastgeberin, merkt, dass wir sehr früh wegfahren wollen. Vor dem Haus wartet sie im Nachthemd auf uns um uns zum Abschied die Hand zu schütteln. Sie hat uns gestern herzlich empfangen, spricht kein Wort Englisch und so wenig Deutsch wie wir Kroatisch. Konversation war also sehr schwierig aber sie gab nicht auf und wir wissen nun, wieviele Kinder und Enkel sie hat und dass sie eine schwere Hüftoperation hatte und, und, und...  Am Morgen war sie zum Glück nicht mehr so gesprächig und wir konnten um halb acht abfahren. Das war sehr gut, denn einerseits war es so früh am Morgen noch angenehm in der Temperatur und andererseits haben wir nach gut 20km ganz knapp die Fähre ans Festland nicht verpasst. Es hätte sonst längere Wartezeit gegeben was in den Ferien eigentlich nichts macht aber wir wollen nicht zu spät im Tag noch velofahren - es wird zu heiss werden. Unterwegs sehen wir nun doch noch einige Olivenbäume, aber viel mehr sehen wir Feigenbäume. Diese gedeihen hier prächtig, sowohl auf der Insel als auch auf dem Festland. Die Fern-Sicht ist immer noch sehr trüb. Das ist schade weil wir so viele von den kleinen Inseln die es hier hat, gar nicht sehen. Auch die Sonne sieht man nur durch einen Schimmer - eben, Saharastaub. Aber vielleicht müssen wir dankbar sein, vielleicht wäre es sonst noch heisser.

Wir radeln durch bis zur Stadt Sibenick (Kaffehalt ausgenommen), welche wir nach gut 70km erreichen - zugegeben wir hatten immer etwas Rückenwind. Martin macht wieder einen Umweg den Hang hinauf, bevor er ins Zentrum einbiegt. Therry welche zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so fit ist, ist gar nicht glücklich über diese Stadteinfahrt und es vergeht eine gute Viertelstunde bis Laune und Kraft wieder zurückkehren und der Salat in der Altstadt doch noch schmeckt. Die Altstadt hat es in sich mit Treppen - wir hätten die Fahrräder ausserhalb stehen lassen sollen. Die Gässchen sind hübsch und die Häuser hell und freundlich. Die riesige Kathedrale des heiligen St. Jakob ist Therry ein Abstecher wert während Martin Esswaren für das morgige Frühstück sucht. Heute ist Feiertag und alle Läden sind zu. Tja, dann gibts morgen halt nur unser noch vorhandenes Brot und Orangensaft zum Frühstück. Dass Feiertag ist merken wir gut denn einige Kilometer unserer Route sind wieder auf Hauptstrassen und diese sind dank dem Feiertag lastwagenfrei. Es ist der nationale Feiertag in Kroatien, der Tag des antifaschistischen Kampfes in Erinnerung an den 22. Juni 1941. 

Unser heutiges Appartement ist in Grebastica, ein kleines, aufstrebendes Feriendörfchen, wieder am Meer. Martin war schon im nicht ganz kühlen Nass. Jetzt gehen wir fein zu Abend essen im Dörfchen, an der Promenade. Morgen werden wir Split erreichen.

 

Freitag, 21. Juni  -  29km, 156hm

Die Wetterprognosen sagen für heute 37 Grad an - das wollen wir uns nicht mit grosser Leistung antun. Wir gehen auf die Insel und machen nur wenige Kilometer. Vor Zadar liegt die Insel Uglijan - es habe hier schöne Olivenhaine und wunderbare Badebuchten. Bevor wir auf die Fähre können, müssen wir uns nochmals um Therrys Hinterrad kümmern. Gestern war Martin bei einem guten Velohändler und konnte die Speiche flicken lassen. Heute morgen ergaben dann die ersten Meter Fahrt einen Plädu. Also nochmals dort vorbei und Schlauch wechseln. Danach schnellstens auf die Fähre und raus aus der Stadt. Auf der Insel finden wir eigentlich keine speziellen Olivenhaine, aber wir lassen die Nordwestseite der Insel auch links - äh, rechts - liegen. Dort wäre vielleicht etwas mehr Landwirtschaft vorhanden. Hier auf der Ostseite geniessen wir dafür schöne Küstenfahrt auf kleinsten Strassen, viele Strandbeizli und schöne Küstendörfchen. Und dann, bei Ankunft im heutigen Appartement, erfolgt das Aussergewöhnliche: auch Therry steigt ins Wasser und wir schwimmen weit hinaus ins angenehme Meer. 

 

Donnerstag, 20. Juni  -  73km, 710hm

Wir sind verwundert über das sehr diffuse Licht am heutigen Tag. Alles ist in einer Dunstwolke, es scheint Saharastaub zu sein. Schade, denn wir befinden uns nun sehr nahe an den dinarischen Alpen und können diese nur schlecht erkennen und schon gar nicht gut fötele. Die Route führt uns viel auf die Hauptstrasse, das ist sehr unangenehm. Trotzdem gibt es eine stattliche Menge Kilometer auf guten Nebenstrassen. Dass der letzte, happige und sehr anstrengende Anstieg über das nächste Hügelmassiv auch auf Nebenstrasse verläuft, ist sehr gut. Endlich sehen wir Wegweiser der Eurovelo 8. Von hier an ist sie vielleicht beschildert, das wäre praktisch. Die Landschaft ist äusserst karg. Hier kann schlecht Landwirtschaft betrieben werden. Die durchfahrenen Dörfer wirken wieder sehr ungepflegt. Irgendwie scheint es den Kroaten hier völlig an Aesthetik zu fehlen - es kann nicht nur am Geld liegen wenn ums Haus herum Unordnung herrscht. Therry kriegt ein bisschen den Morelli - wohl auch wegen der gestrigen Lektüre über den Kroatienkrieg....

Gegen Abend kommen wir im schönen Zadar an - eine sehr interessante Stadt mit 3000-jähriger Geschichte. Entsprechend sind viele Zeitzeugen von verschiedenen Epochen vorhanden. Allen voran die gut erhaltene Donatuskirche aus dem 9. Jahrhundert welche auf dem Fundament des römischen Forums steht. Auch aus der Römerzeit sind viele Bausubstanzen vorhanden. Schon interessant, wie das damals ausgesehen haben kann. Weiter ist die riesige Kathedrale sehr auffallend und sowieso in der ganzen Altstadt sind schöne Plätze und Bauten zu bestaunen. Neue und ganz besondere Sehenswürdigkeiten sind die Meerorgel und der Gruss an die Sonne. Beides fasziniert nicht nur uns - Touristen aus aller Welt tummeln sich hier. Uns gefällt ganz besonders die Meerorgel: Löcher im Kai-Boden mit entsprechend langen Röhren drin, erzeugen bei jedem Wellengang unterschiedliche aber gut gestimmte Töne. Man hört Naturmelodien. Je nach vorbeifahrenden Schiffen und Wellengang tönt es unterschiedlich - wirklich eine tolle Idee und sehr gut umgesetzt. Der Gruss an die Sonne ist ein Lichtspektakel. Davon haben wir zuviel erwartet. Es handelt sich einfach um LED-Lichtlein welche nach Sonnenuntergang unterschiedlich aufleuchten. Die Grösse der Anlage, ein riesiger Glaskreis auf den man treten kann, ist schon imposant - aber es ist uns zuviel Technik drin. By the way: wir sind jetzt in Dalmatien. Hier isst man unter anderem Rindsbraten - den haben sie wohl tagelang gekocht, es ist butterzart - aber gut. Und dann gibts noch den sehr feinen Dalmatiner-Schinken - ein sehr köstlicher Rohschinken. Mit Gemüse wird an Variantenvielfalt gespart. Meistens sind Mangold mit Kartoffeln die angebotenen Beilagen. Den Abend in Zadar verbringen wir in einer lauschigen Konoba (Weinstube mit Essbereich) im schön beleuchteten Garten. Es war köstlich und sehr originell und ein richtig schöner, warmer Sommerabend.

 

Mittwoch, 19. Juni  -  86km, 690hm, Temperatur 33°

Seit mehreren Tagen befinden wir uns sehr nahe an den Plitvicer Seen. Diese wunderschöne Seenlandschaft sollte man eigentlich besuchen - sie gilt als Highlight in Kroatien. Für uns würde das heissen, auf stark befahrener Strasse in die Höhe der Plitvicer Seen zu fahren. Das wäre nicht das Schlimmste. Wir sind nicht bereit, mehrere Tage im voraus Eintrittstickets zu besorgen und dann in grosser Menschenmenge auf den Stegen der Seen wenn möglich noch im Gänsemarsch die Naturlandschaft zu besichtigen. Diesen Highlight hätte man vor 20 Jahren oder mehr besichtigen sollen - jetzt begnügen wir uns mit einer schönen Videopräsentation. 

Die ersten 25 Kilometer unserer heutigen Tour sind mühsam. Viele Schlaglöcher auf den eigentlich schönen Nebenstrassen, verwüstete und verlotterte Häuser, armseliges Gelände. Endlich merken wir, nachdem wir Warnschildern über Landminen begegnen, dass wir uns in ehemaligem Kriegsgebiet befinden. Traurig. Viele der Häuserruinen werden nicht weggeräumt. Daneben stehen neu gebaute, billige und unschöne Häuser aber es sieht aus, als wären diese gar nie bezogen worden. Vor Fertigstellung verlottert....  Es ist auch eine sehr dünn besiedelte Region - wir befinden uns im Nirgendwo.

Zum Glück wird es danach wieder besser. Leben und etwas gepflegtere Landschaft begegnen uns. Die Bauern sind am Heuen. Die Landmaschinen sind nicht nur hier, sondern schon seit Tagen sehr, sehr alt. Martin erinnert sich an seine Lehrzeit und dass solche Maschinen schon damals alt waren. Die Farbe der Erde ist jetzt nicht mehr rot wie in Istrien sondern für uns normalfarbig. Wir radeln auf unsere heutige Herausforderung zu: bevor wir aus dem Hinterland wieder in Küstennähe kommen, müssen wir einen Hügelzug überqueren. Mutig gehen wir die Höhenmeter bei nun 31° an, leider auf der Hauptstrasse welche aber zum Glück wenig befahren ist. Wir kommen gut oben an und staunen über die schöne und weite Karstlandschaft und in der Ferne unten den Canyon. Hier wurden auch, wie an den Plitvicerseen, viele Winnetou-Filmszenen gedreht. Nach 16 Kilometer rauschender Abfahrt können wir am Flussufer müde aber glücklich unser Hotelzimmer beziehen. Es ist jetzt 33° heiss.

 

Dienstag, 18. Juni  -  69km, 616hm 

Otoĉac liegt am speziellen Fluss Gacka. Dieser ist sehr lang aber meistens unterirdisch. Er hat einen erhöhten Sauerstoffgehalt und gilt deshalb als bekanntes Forellengewässer. Das haben wir gestern abend realisiert und natürlich feine Forelle gegessen, direkt am Ufer des Gacka. Er hat eine erstaunliche türkis Farbe und Reinheit, wie eine Quelle.

Unsere heutige Route ist so richtig friedlich, es ist sonnig und warm aber noch nicht heiss. Mutterseelen alleine radeln wir oft nebeneinander auf Nebenstrassen durch die schöne Landschaft. Bald schon entdecken wir die ersten Quellen und später kommen wir zur Hauptquelle des Gacka - ein sehr eindrückliches Erlebnis. Das Wasser sprudelt von unten in einen kleinen See und fliesst dann über Gras und Steine in verschiedenen schönen, klaren Bächlein ins Land. Herrlicher Anblick. Weder bei der Quelle noch später mal  gibts ein Restaurant - also heute halt kein Kaffee und keinen Salat - wir haben ja Picknick dabei und im richtigen Moment finden wir das einzige kleine Bänkchen für unser Mittagessen. Danach legen wir uns ins Gras und machen ein kleines Powernapping. Auf der Weiterfahrt vertut sich Martin kurz mit der Route - diese liest er jeweils von seinem GPS und das klappt meistens. Ausser, er führt uns kurz auf Abwege welche uns das einzige Restaurant weit und breit bescheren. Es gibt Kaffee und Waldbeerenkuchen - eben doch Schlaraffenland. Weiter geht die Reise wieder auf den richtigen Weg - es ist immer die Eurovelo 8. Sie ist zwar noch nicht ausgebaut und ohne GPS käme man überhaupt nicht zurecht. Aber für die Routenwahl kann man die Eurovelo 8 nur loben - immer weit weg vom Strassenverkehr und doch an Sehenswürdigkeiten vorbei. Wir fahren durch ein traumhaft schönes Tal und kommen nachmittags ins Städtchen Gospic. Auch hier wartet ein Appartement mit Garten auf uns und mit kleiner Terrasse. Bevor wir dies beziehen, macht sich Martin in der Touristeninformation schlau über allfällige Velowerkstätten. Bei seinem Hinterrad brach schon vor Tagen eine Speiche. Er wechselte die Hinterräder der beiden Velos weil sein Fahrrad immer schwerer ist, egal ob mit Gentleman-Akt oder ohne. So muss irgendwann bei Therrys Hinterrad eine Speiche ersetzt werden - aber das wird schwierig ohne Werkstatt. Mario, der Gatte der Touristeninformationsfrau und versierter Biker, hat auch keine Möglichkeit zur Reparatur und vertröstet uns auf Zadar. Dafür hat er die tollste Idee für Therrys Klavierwünsche. Es hat eine Musikschule hier und genau jetzt hat der Musiklehrer eine freie Stunde - danach finden wieder Musiklektionen neben dem Klavier statt. Passt wunderbar, Therry füllt diese leere Stunde liebend gern. Auch den richtigen Restaurant-Tipp für unser Abendessen ausserhalb der Stadt erhalten wir von Mario - wir hätten in der Stadt nämlich nichts rechtes gefunden - es hat nur Pubs mit Burgern - super Mario.

Die Stadt Gospic hätte noch ein wichtiges Museum zu bieten: Nikola Tesla wurde in der Nähe geboren und war im späten 19. Jahrhundert dafür verantwortlich, dass sich der Wechselstrom durchgesetzt hat. Elon Musk bezahlte übrigens nur 75'000 Dollar für den Namen Tesla (!). 

 

Montag, 17. Juni  -  25km, 285hm

Heute gibts einen gemütlichen Reisetag da wir die nächste grosse Route von 90 auf 70 Kilometer kürzen wollen. Also fahren wir, über ein Pässli, ins kleine Städtchen Otoĉac. Hier gibt es einen grossen Park, den belagern wir für unsere Mittagspause unter schönen Bäumen. Ruhen, Tagebuch schreiben, Route planen, Unterkunft für morgen buchen. Aus dem Salat wird mangels uns passendem Restaurant ein Viertel Wassermelone. Das sättigt mehr als man meint und ist im Park ein richtiger Festschmaus. Danach übertrifft die heutige Unterkunft alle unsere Erwartungen. Wir dürfen den Garten des Einfamilienhauses nutzen samt Pergola und haben eine grosse Wohnung für uns. Langsam gewöhnen wir uns an die Vorzüge von Appartements anstelle Hotels und werden nun diese Unterkunftsart auch bevorzugen wenn es Hotels hat. Es ist immer berührend, zu sehen wie sich die Gastgeber Mühe geben und gut zu wissen, dass unser Geld trotz Booking zum grössten Teil in privater Hand bleibt. Therry findet in der Pergola endlich die nötige Ruhe um die zahlreichen Fotos zu ordnen.

 

Sonntag, 16. Juni  -  86km, 2037hm (!!!)

Lotti und Therry verschlafen - so wird der Start der grossen Tour um eine Stunde verzögert. Trotzdem nehmen wir uns Zeit für ausgedehntes Frühstück und Abschied nehmen von Lotti - sie wird nun auf der Insel Krk noch etwas Campingferien machen. Für uns gehts mutig los an die Höhenmeter und in die schöne Berglandschaft. Es gefällt uns mit jedem Meter mehr und mehr. Was wir nicht erwarten können sind Restaurants für unseren traditionellen Morgen-Cappuccino und den Mittags-Salat. Weit gefehlt: beides wird uns wie im Schlaraffenland aus dem heiterem Nichts angeboten. Den Cappuccino geniessen wir zwar an praller Sonne, drinnen wäre es nicht möglich gewesen. Die Dorfjugend hat ihr Gaudi an überlauter, wahrscheinlich einheimischer Popmusik. Tönt sehr gut aber einfach zu laut. Wir gönnen ihnen ihre Freude und zügeln kurzerhand Stühle und Tisch für uns nach draussen. Weiter gehts in immer wilder werdende Naturlandschaften. Wir hören uns fremde Vogelstimmen und hätten sehr gerne das dazupassende Gefieder gesehen. Aber auch uns  bekannte Vogelgesänge gehören in diese Region wie der Buchfink. Von der Sorte haben sich gestern auf dem Campingplatz einige wohl übertönen wollen - wir staunten über die Lautstärke des Buchfinkgezwitschers - Zip,zip,zip,drrrrrrrrrrrr,biu - einfach schön. Hier draussen sind sie etwas leiser und werden oft begleitet von lauten Grillenkonzerten. Riesige Heuschrecken gehören auch ins Programm und grosse, fliegende Käfer welche sich leider in unsere Velohelme verirren. Wir kommen in einsame Höhen (einmal sogar auf 1060müM), auf eine Hochebene, in schöne Täler, karge Gegenden - es ist wunderschön. Es gibt auch Kletterfelsen, die sehen hier aus wie am Weissenstein - sowieso erinnert uns die Region fest an den Jura. Viele kahle Hänge zeugen von den  Waldrodungen welche anno dazumal schon von den Venezianern begonnen wurden. Venedig habe für seinen Aufbau Unmengen  kroatisches Holz verwendet. Das Gebiet ist oben sehr karstig und trocken, weiter unten hats aber viel Vegetation und Macchia. Oft sehen wir ans Meer hinunter, auf die Insel Krk, rechts davon unsere abgeradelte Küstenstrasse und links die Insel Rab. Irgendwann landen wir auch in einem riesigen Windräderpark - zum Glück windet es nicht so stark wie es könnte. Weiter befinden wir uns völlig im Gjätt und staunen dank einer Sehenswürdig (eine Glaskapelle und ein Steinlabyrinth) über den unerwartet erhaltenen Salat im in der Nähe stehenden Forsthaus. Der Himmel ist manchmal leicht bewölkt was grad die richtige Betriebstemperatur ergibt für unsere grosse Leistung. Diese bringt uns beinahe an unsere Grenzen. Martin übernimmt gentlemanlike eine Saccoche von Therry und so erkämpfen wir die Höhen - teils auf Schotterstrassen was total anstrengend ist. Aber wir lassen uns die Schönheit der Route nicht verderben - es ist alles schöner als erwartet. Aussicht, Flora, Fauna - und jetzt kommts: Trommelwirrrrrbel, tatää-tatää-tatää: Martin hat einen Bären gesehen!!! Dieser rannte kurz vor ihm über die Strasse. Therry war leider zu weit hinten und sah ihn nicht, erfreute sich aber an Martins selten so verzückten Gesichtsausdruck. Lange vorher hatten wir auch Schlangen und ein Reh vor unseren Rädern gesichtet und wahrscheinlich auch Steinadler kreisen sehen. Sehr erschöpft kommen wir in der netten, privaten Unterkunft an. Therry legt sich gleich ins Bett, kann sich aber doch noch zu einem Spaziergang ins einzige Pub im Dorf überreden lassen. Es gibt Wienerschnitzel und Cordonbleu. Das Cordonbleu heisst zwar sehr kroatisch Zagrebacki, ist und bleibt aber ein Cordonbleu. Wir sind immer noch auf der Suche nach typisch kroatischem Essen. Mit Cevapcici kann es das nicht gewesen sein. Strukli haben wir mal gefunden, ist fein, eine sehr teigige Roulade und gibts süss oder salzig. Die Machart Peka wollen wir uns irgendwann mal leisten - mit Peka grillierter oder besser gesagt gekochter Fisch erhält auf dem heissen Grillboden einen Eisenhut aufs Grillgut, die Glut kommt auf den Eisenhut. Das haben wir mal beobachtet und damals "keine Zeit" gehabt dafür, es war Mittag und wir wollten noch weit.

 

Samstag, 15. Juni

Das gestrige Znacht in der Campingplatzbeiz war gar nicht so schlecht. Die grölenden Slovenen und Kroaten in der Strandbar, welche sich in  direkter Nachbarschaft zu unserem Stellplatz befindet, sind irgendwann auch davongetorkelt und so gab es eine fast angenehme Nacht. Therry konnte das frisch angezogene Camper-Bett von Susanne erben und Martin hatte alleine im Zeltli auch bessere Platzverhältnisse als zu zweit. Nächtlichen Campingplatzlärm muss man heutzutage wohl akzeptieren. Die Leute sind nicht mehr so rücksichtsvoll wie früher wo nach 22 Uhr geflüstert wurde. Zudem sind wir auf einem Einheimischenplatz und die Südländer sind halt einfach lauter. Es ging trotzdem in einen gemütlichen Tag hinein: schwimmen (nur Lotti), ruhen, spielen, essen, plaudern, waschen, aperöle, grillieren, wieder essen, planen...   Letzteres hat Martin sehr viel Zeit und Energie abverlangt. Unser Veloweg wird ab morgen ins Gebirge gehen - wo soll man dort eine Unterkunft finden. Wir entscheiden uns, dass wir dank dem heutigen Ruhetag morgen eine anstrengende Tour realisieren können. Das Ziel ist Krasno nahe dem Nationalpark Velebit mit seeehr vielen Höhenmetern. Heute abend sind noch wichtige EM-Fussballspiele - in der Strandbar wird ein Grossbildschirm aufgestellt. Jetzt können wir nur hoffen, dass die Kroaten gegen Spanien nicht gewinnen werden, sonst würde in der Strandbar wohl die ganze Nacht der Bär tanzen. Vergnügt nehmen wir den Sieg unserer Schweizermannschaft gegen Ungarn  zur Kenntnis und später das 3 zu 0 von Spanien gegen die Kroaten. Danach wird der Grossbildschirm von den rot-weiss-kariert angezogenen Kroatienfans kleinlaut versorgt - zu unserem Glück.

 

Freitag, 14. Juni  -  42km, 420hm

Nun haben wir Istrien verlassen und befinden uns jetzt im Kvarnerland an der Kvarnerbucht mit den vielen grossen Inseln. Istrien hat uns sehr gut gefallen, wir fanden gute Velorouten und konnten dank Lotti schöne Campingferien geniessen. Sowohl die schönen Städtchen als auch die grüne Landschaft und natürlich das saubere Meer werden uns in guter Erinnerung bleiben. Zurück nach Istrien kämen wir nicht als Hotel-, sondern eher als Campertouristen. Dieser Tourismuszweig wird hier gut gepflegt und hat uns sehr gefallen.

Opatija hat für die Fussgänger einen sehr schönen Promenadensteg. Es ist eine in den Fels gehauene, velo- und lädelifreie Flaniermeile direkt am Meer. Wir profitierten gestern abend von diesem schönen Steg in die nördliche Richtung zum Nachbarort Volosko, dort seien die besten Restaurants der Gegend (haben wir erst nachher gelesen und können wir nun bestätigen). Ein so zartes Entenbrüstchen und dermassen feine Seebrasse haben wir noch gar nie gehabt. Heute morgen nun gehts auf diesem Steg in die andere Richtung südwärts zum Zmörgele - wir haben in unserem Studio ja kein Zmorge. Einerseits waren wir zu bequem, irgendwo dafür einzukaufen und andererseits können wir mit dem Morgenspaziergang Opatija nochmals beehren. Ende Steg folgt ein schöner Park und danach gehts zur Hauptstrasse hinauf irgend in eines der Hotels mangels schönen Kaffeestuben. Die Hotels sind alle sehr mondän, deshalb haben wir gestern per Booking ein Studio gesucht was uns total diente. Ohne Booking wäre die Suche jeweils sehr schwierig bis erfolglos. Sehr gerne würden wir den Anbietern jeweils die Kosten für Booking ersparen aber irgendwie müssen wir sie ja finden. 

Heute haben wir sehr viel Zeit weil wir uns wieder mit Lotti verabredet haben. Der gewählte Campingplatz ist nur 40km entfernt - das wird easy. Also statten wir der Hafenstadt Rijeka einen Besuch ab was wir sonst nicht gemacht hätten. Die Sehenswürdigkeit Wallfahrtskirche haben wir nicht gefunden (aber auch nicht lange gesucht), die Korza - wichtigste und gross angepriesene Einkaufsmeile in Rijeka - war ausser dem Uhrenturm für uns nicht sehenswert und die als romantische Flaniermeile bezeichnete, lange Mole betrachten wir als zu industrielastig für Romantik. Wir sind wohl mit allzu negativem Gefühl in diese Stadt gefahren aber sie war ja auch nur Lückenbüsser. Die Weiterfahrt führt uns wieder um eine grosse Bucht herum. Diesmal ist die riesige Industriezone welche wir unweigerlich umfahren müssen, unschön aber irgendwo muss sie ja sein. Wir beobachten am Küstenrand hohe, hölzerne Aussichtsplattformen welche zum Sichten von Thunfischschwärmen dienen, wie wir später lesen.

Angekommen am Campingplatz stellen wir fest, dass es einer ist mit wenig deutschen Touristen und so. Es hat viele Einheimische und es ist ein einfacher Platz - aber schön. Wir geniessen nochmals das Meer und die Gemeinschaft mit Lotti. Danach wirds für uns in die Höger gehen - wir stehen wieder am Fuss des dinarischen Gebirges. Der Veloweg wird uns dahin oder wenigstens auf ein Hochplateau führen weil wohl die Küstenstrasse hier keine Velos verträgt....

 

Donnerstag, 13. Juni  -  56km, 540hm

Petrus ist eindeutig auf unserer Seite!!! Die letzten zwei Nächte durften wir morgens feststellen, dass es nachts regnete und tagsüber hatten wir bestes Wetter. Heute befürchteten wir, irgendwann unterwegs in Gewitterregen zu kommen. Der kam, aber genau in dem Moment als wir unser Studio in Opatija bezogen, prasselte er auf die Dachfenster - soooo schön! Es war den ganzen Tag bedeckt,  regnete jedoch nie bei uns. Wir sind so dankbar. Wieder, wie schon gestern und vorvorgestern, gab es eine grosse Bucht zu umfahren. Dies gibt immer etwas Einblick ins Landesinnere. Dort hat es viele Trockenmauern die früher mal gebaut wurden und heute leider verfallen. Fehlt hier Geld oder Interesse am Unterhalt? Wohl beides. Ganz selten sehen wir, dass die Trockenmauern restauriert werden - schade, dass jedoch die meisten verlottern. Wieder geniessen wir, vor allem morgens, die Strasse fast für uns alleine. Es ging kilometerlang bergab, ein wahres Vergnügen. Aber wie es halt so ist, danach gings wieder bergauf was wir mit Bravour meisterten. Zudem wurden wir mit wunderbarer Aussicht auf die Küsten des Festlandes und der nun nahen grossen Inseln  belohnt. Die Küsten sind stark bewaldet und an Ufernähe sieht man den hellen Fels wie ein weisses Band. Es sieht sehr schön aus. Noch in unserer Bucht, sehen wir zuerst einen sehr hohen Industriekamin (das höchste Bauwerk in Kroatien, 380m), danach kommt die Fabrik zum Vorschein - ein riesiges Kohle-Kraftwerk - es sieht gar nicht so wüst aus, gut in die Bucht integriert. Am Nachmittag kommt, je näher wir an den Badeort Opatija fahren, enorm viel Strassenverkehr auf. In Opatija selbst wird es obermühsam auf der Strasse und einen Veloweg hat es keinen. Die nahenden Gewitterwolken geben unserem Stress den Rest. Aber eben, wir haben ja wieder mal Glück gehabt. Hier im Gebäude unseres Studios hat es unten ein noch leeres Restaurant mit einem weissen Flügel - den kapert sich Therry, auch wenn er fürchterlich verstimmt ist - Hauptsache wieder mal die Stücke repetieren. Therry hatte sich für heute Klavier spielen vorgenommen - dass das nun im Haus möglich ist, betrachten wir wieder als schöne Fügung.

Wir haben übrigens herausgefunden, dass man dem grünen Dickicht hier auch Macchia sagt. Und was wir nun auch wissen, ist, dass das kroatische Wort "velo" in Deutsch "gross" heisst.

 

 

Mittwoch, 12. Juni  -  60km, 875hm

Aus dem mutigen Vorsatz eines Morgen-Schwumms wurde für Therry nichts - das Meer war ihr zu kalt. Wenigstens Martin landet im Wasser, aber auch nicht im Meer sondern im grossen Hotel-Pool - der ist ein bisschen wärmer und es ist noch gar niemand drin. Die Weiterfahrt wird traumhaft schön und recht anstrengend. Wir fahren fast den ganzen Tag auf Landstrassen, quasi alleine, manchmal geteert und meistens nur Naturstrassen aber recht gut fahrbar. Uns fällt auf, dass hier grosse Kontraste bestehen: sowohl landschaftlich als auch baulich ist entweder alles blitzblank oder marode. Wir beobachten sowohl schönste Villen neben verfallenen und verwüsteten Häuserruinen wie auch bestens gepflegte Plantagen direkt neben Unkraut- und Chaos-Parzellen. Gegen Mittag befinden wir uns voll in der Pampa mit dichtem Grün - Macchia würden wir dies in Italien nennen. Wunderschön. Aber wo soll es einen Salat geben? Gut, dass wir immer Äpfel, Riegel und Wasser bei uns haben. Gegen Abend verlässt uns das Glück mit Strasse für uns alleine haben. Da wir der Veloroute über die Berge nicht trauen, entscheiden wir uns für den gefährlicheren Weg der Strasse entlang und kämpfen halt mit Gegenwind, Autos und Lastwagen und immer schön am Strassenrand zirkulieren. Hat geklappt, wir landen wohlauf in Labin - ehemals eine Mineurenstadt mit grossem Kohleabbau. Zuoberst auf dem Hügel befindet sich die Altstadt und unser Hotel La Loggia mit Meerblick.

 

Dienstag, 11. Juni  -  36km, 318hm

Frühstück bei Sonnenschein auf der Terrasse - so schön - wie auf dem Campingplatz die letzten vier Morgen wobei jetzt Lottis mitgebrachte Zutaten für frisches Müesli, Malzkaffee und die Nespressomaschine fehlen. Der Entscheid Brijun-Inseln fällt uns nicht leicht - doch die zu grosse Anzahl der Bootstour-Anbieter lässt uns ahnen, dass das eine uns nicht so sympatische Touristenfuhr würde. Zudem befürchten wir, ausser im von Tito noch vorhandenen Zoo keine Tiere zu Gesicht zu bekommen. Wir lassen es sein. Freudig gehts weiter mit unseren tapferen Drahteseln Richtung Pula. Dort wollten wir eigentlich nur das gross angepriesene Amphitheater besichtigen - eine Wucht! Wir haben es von allen Seiten beäugt und bewundert. Es wurde vor genau 2020 Jahren gebaut (erstaunlich viel scheint noch original) und ist global das sechstgrösste Bauwerk dieser Art. Doch Pula hat für uns unerwarteterweise noch mehr zu bieten. Wir sehen weitere gut erhaltene Zeugen aus der Römerzeit: 2 Tore, Augustus-Tempel, Forum....   und die Glacenstände brillieren mit viel zu vielen Sorten. Auch diese Stadt hält uns nicht zum übernachten. Ausserhalb der Stadt treffen wir noch auf den riesigen Steinbruch aus welchem unter anderem das Material für das Amphitheater herstammt. Imposante Wände. Weiter gehts oft dem Strand entlang auf die vielen Halbinseln im südlichsten Istrien. Dort wimmelt es von Ferienresorts und wir finden eine Hotelanlage mit Garten am Meer. Schöner Feierabend. Geht wohl Therry endlich mal ins Meer? Nö - vielleicht morgen vor dem Frühstück...  Für heute abend gibts noch live Jazzmusik vom Feinsten - das haben wir gar nicht erwartet und sind hocherfreut.

 

Montag, 10. Juni  -  70km, 728hm

Wir haben recht gut geschlafen, der Campingplatz war ruhig und wir gewöhnen uns langsam an das kleine Zeltli. Doch jetzt ist genug camping camping für uns und wir freuen uns wieder auf Hotelbetten. Wir wollen heute weiterradeln und die beiden Frauen alleine lassen. Es waren wunderbare Tage mit Lotti und Susanne. Vielleicht sehen wir Lotti später nochmals, irgendwo an der kroatischen Adria. Susanne wird am Samstag von Pula aus heimfliegen weil sie noch berufstätig ist und am Montag Termine hat.

Die Veloroute führt uns auf total holprigen Waldwegen nach Fazana. Dank unseren Bikeerfahrungen und genug Abenteuerlust bewältigen wir auch Strecken, vor denen uns Toni gewarnt hat. Ohne E-Bike sei diese Veloreise gar nicht möglich, meinte er. Tja, die Velos ratterten, die Saccochen knatterten und die Muskeln - ne, ne, nichts mit flatterten - wir sind voll fit. Es macht Spass, abseits zu fahren auch wenns mühsam ist - Hauptsache keine verkehrsreichen Strassen. Und dass man auf diese Weise schlecht vorwärts kommt macht zum Glück auch nichts, wir haben Zeit. Ein paar Kilometer nach Start hiess es, den Lim-Fjord zu umrunden. Dies ist eine 10km lange Bucht, umgeben mit Naturreservaten und viel Wald. Es hat unterwegs interessante Ruinen zu besichtigen. Die Umrundung war anspruchsvoll aber sehr schön. Danach folgte das wunderschöne Rovinj - ein Juwel von einem Städtchen. Natürlich ist es touristisch völlig überladen. Uns fällt auf, dass die Kroaten dieses Problem recht gut wegstecken und uns trotz overtourism respektieren. Sie strahlen eine stoische Ruhe aus - tut gut. Viel mehr als das Wörtchen Danke können wir, zu unserer Schande, noch nicht in ihrer Sprache - wir arbeiten zwar daran, aber es sprechen halt alle englisch oder deutsch...   Danke spricht sich kroatisch übrigens gleich aus wie unser voilà. In Rovinj hätten wir niemals übernachten wollen, zu viel Ramba Zamba für uns. Aber die steilen Gassen und Treppen abklappern, die zuoberst thronende Kirche bewundern mit dem Sarkophagen der heiligen Euphemia und den modernen bleiverglasten Kirchenfenstern, die vielen Künstlerateliers und -läden bestaunen, den grandiosen Hafen auf uns wirken lassen - für das alles haben wir uns Zeit genommen. Raus aus der Stadt gehts wieder durch Wälder über noch holprigere Wege wobei wir beinahe in einer Schafherde landeten. Die Suche nach einem Hotel welches uns unterwegs einfach so begegnen sollte, war spannend. Zum Glück hatten wir genügend Kraft und Geduld. Martin wusste, dass es spätestens in Fazana kein Problem sein wird, aber wir wollten eigentlich gar nicht so weit fahren. Hat sich aber gelohnt. In Fazana konnten wir in einem der Schloss- und Herrenhaushotel-Kette angehörenden Haus unterschlüpfen - netter Wirt, einfaches aber schönes Zimmer, mitten im Dorf, nahe am Meer.... Wir machen uns Gedanken, ob wir für morgen einen geführten Bootsausflug buchen ins Naturreservat auf den gegenüber liegenden Brijun-Inseln.

 

Sonntag, 9. Juni

Der Veloweg nach Porec ist zu aufwändig, vor allem wegen vielen Ferienresorts und Buchten. Also rufen wir ein Taxi und handeln mit dem gesprächigen Taxifahrer Toni einen etwas besseren Preis aus. Martin kommt noch mit nach Porec fürs Morgen-Cappuccino - danach wandert er 1,5 Stunden zurück zum Campingplatz um nicht mit den drei Frauen durchs Dorf schlendern zu müssen. Mindestens gleich lange wenn nicht länger dauert das weibliche Wandern oder besser gesagt Lädele durch Porec, ein hübsches Städtchen mit imposanter Basilika. Sie ist sogar in der Unesco-Welterbenliste. Die Gassen sind übersät mit kleinsten Läden aller Art - es macht Spass, hin und her zu pilgern. Zurück beim Campingplatz gehen Martin, Lotti und Susanne wieder ins Meer - Therry ist die Schreibende und geht nicht baden (das Wasser wäre ihr eh zu nass). Heute abend wollen wir uns auswärts einen feinen Fisch gönnen.

 

 

Samstag, 8. Juni   -  61km, 650hm

Obligater Morgen-Schwumm von Lotti und Susanne - danach ausgiebiges Zmörgele - und schliesslich gemütlich packen. Wir wollen heute alle nach Porec - Lotti und Susanne mit dem Camper, Therry und Martin natürlich per Velo. Unsere Fahrt führt uns an den Salinen von Secovlie vorbei - mit dem nun nicht mehr geteerten Bahntrassee welches den Salinen entlang auf den nächsten Hügel führt, haben wir eine wunderbare Aussicht auf diese spezielle Salzgewinnungsanlage. Der Parenzana folgen wir noch bis Buje, danach wollen wir sie verlassen denn sie ist nun eher für Mountainbikes geeignet denn für unsere Tourenvelos. Zudem würde die Route der Parenzana weit in die Berge führen - das wollen wir uns nun doch nicht antun. Also biegen wir in Buje scharf rechts ab und haben leider keine Velowege mehr aber wenigstens keine Hauptstrassen sondern wenig befahrene Landstrassen. Es geht auf und ab - auch mit Therrys Gspüri für die richtige Kaffeebeiz. Die verpassen wir in Buje und landen aber dank dem, viel später, in einem originellen Speiserestaurant. Dort geniessen wir feinsten Salat und schauen zu, welch grosse Fische wie zum Beispiel der Petersfisch auf der riesigen Glut gegrillt werden. Wir werden schon noch zu unserem Fisch kommen. Südlich von Porec sind Lotti und Susanne bereits im Meer. Wir geniessen einen schönen Abend auf dem riesigen 4-Stern-Campingplatz und werden von Susanne bekocht. Es gibt Tomaten-Mozzarella-Salat, danach Gemüserisotto mit Trüffel von Buje und zum Dessert Belle Helene - sooo fein. Auch auf diesem Campingplatz ist laute Musik in, aber wenigstens vom Stil her unserem Alter entsprechend. Wir schlafen mehr oder weniger gut....

 

Freitag, 7. Juni  -  14km, 24hm

Das war ein sehr fröhliches Wiedersehen gestern nachmittag. Zu viert geniessen wir nun Campingferien in Portoroz. Gleich nebenan liegt Piran, ein weiteres, sehenswertes Städtchen an dieser schönen Küste. Apropos schön: es ist jetzt endlich sommerlich warm und so richtig angenehm. Passend zum Campen. Anders wäre unser kleines Zelt eine Zumutung. Zugemutet wurde uns in der letzten Nacht der Diskolärm von Portoroz. Von 23 bis 02 Uhr mussten wir in extrem überhöhter Lautstärke Techno-Sound über uns ergehen lassen, der uns allen überhaupt nicht gefällt. Wie so etwas überhaupt bewilligt wird, ist uns völlig unklar. Trotzdem können wir danach noch etwas schlafen und uns auf einen schönen Tag freuen. Wir fahren nun zu viert Velo und radeln nach Piran um dort zu käffele, Häuser besichtigen, in den Gassen flanieren, Zmittag essen und Meersicht geniessen. Lotti und Susanne sind Badenixen und geniessen am Nachmittag das Meer wie bereits  gestern und heute schon vor dem Zmorge bei ausgiebigem Schwumm. Jetzt wird grilliert: Gemüse und Cervelat weil uns Lotti damit eine Freude aus der Schweiz macht.

 

Donnerstag, 6. Juni

Wir sehen das Meer und die ersten Olivenbäume, übrigens bei prallem Sonnenschein!
Gestern entzückte uns doch tatsächlich die Stadt Trieste. Sie ist massig, hat aber viel Charme. Die Piazza Unità bietet wow-Effekt: riesig gross, drei Seiten prahlen mit mächtigen Palästen aus der K.u.K-zeit und die vierte Seite ist offen zum Meer. Da hinein ragt die Molo Audace - wir radeln auf den übergrossen, holprigen Pflastersteinen bis zuvorderst hinaus ans Meer und bestaunen vorne das Meer, die grossen Schiffe und hinten die Sicht auf Trieste. In der Altstadt, mitten in den Wohnhäusern, ist völlig unerwartet ein römisches Amphitheater zu besichtigen.
An der Piazza Borsa, sehenswert vor allem die alte Börse mit auffälliger Fassade in Form eines griechischen Tempels, trinken wir unseren ersten Kaffee. Enttäuscht stellen wir fest, dass es zwar ein sehr feiner aber Illy-Kaffee ist. Wir meinten, der gehöre nicht zu den Triester-Kaffeesorten (beim später aus der Stadt hinausfahren sehen wir zwar, dass auch Illy eine riesige Rösterei in Triest hat). So muss Therry heute zwei Kaffees trinken - eine Ausnahme. Den zweiten, nun wirklich Original-Triester-Kaffee geniessen wir dann in der quirligen Altstadt-Hauptgasse. Man könnte sie auch Rue de la grande bouffe nennen, es hat ein Speise- oder Kaffeelokal nach dem anderen in der sehr langen Gasse und natürlich strömen wir Touristen hier alle durch. Der Kaffee ist wirklich sehr köstlich. Unser Weg führt uns nun noch auf den Stadthügel mit der stattlichen Cattedrale di San Giusto. Aussicht, Kathedrale mit unübersehbarer Fensterrosette aus weissem Marmor und römische Tempel-Fundamente waren es wert, diesen unangenehm steilen Anstieg mit bepacktem Velo zu bewältigen.
Die Weiterfahrt ist zuerst mühsam, Triest zeigt ausserhalb der Stadt null Gespür für Velofahrende. Der Kampf in den Autos hört irgendwann doch wieder auf und wir finden dank Martins GPS-Planung den versteckten Beginn der Parenzana. Dies ist wieder ein altes Bahntrassee - es wird uns bis nach Piran bringen. Für heute ist gut, wir machen Halt in Koper. Dort suchen wir das Appartemento Nina wo uns die freundliche Nina herzlich empfängt und stolz von der Geschichte Ihres antiken Hauses berichtet. Das Appartement im obersten Stock ist zum Glück nicht antik sondern modernst renoviert und eingerichtet. Koper war früher eine Insel, lauschig und klein. Tito hat dann entschieden, dass Slowenien in Koper einen riesigen Hafen braucht. So wurde direkt neben der Insel der Hafen gebaut und das nötige Land für den Zugang zum Hafen wurde zwischen Insel und Festland einfach aufgeschüttet. Für uns hat die Stadt ihren Charme verloren. Was der Beweggrund ist für Kreuzfahrtschiffe, hier zu ankern, ist uns ein Rätsel - und bleibt für uns ein Rätsel weil heute zum Glück kein Kreuzfahrtschiff da ist. Wir geniessen die ruhige Stadt und schlendern durch die engen Gassen. Auf der Piazza Tito fällt der Prätorenpalast auf sowie die Kirche mit Glockenturm - der ist leider momentan nicht begehbar. Sehenswert ist auch der Brunnen da Ponte. Mit Ponte ist die Verwandtschaft zur Rialtobrücke in Venedig gemeint.

Gut ausgeschlafen starten wir auf unsere heutige Schokitour. Auf dem Weg können wir noch Izola besichtigen, die nächste schöne Stadt an der slowenischen Adriaküste. Hier ist der Glockenturm offen und wir steigen sehr gerne hoch um die Aussicht zu geniessen. Die Radroute führt uns nun wieder auf die Parenzana und durch ein sehr schönes, fruchtbares Tal. Üppige Oliven-, Feigen-, Aprikosenbäume und grosse Rebenplantagen fallen uns auf. Es folgen zwei kleine Anstiege, welche für unsere mittlerweile starken Beine eh kein Problem mehr sind. Den Rest des Hügels können wir in zwei langen Tunneln bewältigen - so richtig gäbig. Nun sitzen wir auf dem Campingplatz den Lotti reserviert hat, geniessen den letzten von zu Hause mitgenommenen Osterhasen (er hat  tatsächlich bis hierher überlebt, ist arg verformt aber lecker) und warten auf den grauen Camper mit Lotti und Susanne.

 

Mittwoch, 5. Juni

Heute werden wir zum Meer kommen - judihui! Es wird ein recht gemütlicher Tag werden denn wir haben für die nächsten 63km 2 Tage Zeit. Weshalb? Weil wir in Piran ein Date haben. Therrys Schwester Lotti hat schon bald bei unserer Kroatienplanung ihr Interesse gezeigt, uns in Istrien mit ihrem Camper zu besuchen. Dann hat sich Therrys Freundin Susanne dazugesellt und so werden die beiden heute starten und wir werden sie morgen treffen für gemeinsames Campen - wir freuen uns sehr. Mit Piran werden wir noch in Slowenisch-Istrien sein. Slowenien gefällt uns sehr gut, sowohl Land als auch Leute. Die Slowenen sind ein freundliches, zuvorkommendes und respektvolles Volk - jedenfalls begegnen sie uns so. Wir fühlen uns sehr dobrodosli. Ihre Sprache ist für uns weder versteh- noch lesbar. Macht aber nichts, fast alle sprechen Englisch. Nur auf dem Markt in Ljubljana ging gar nichts mehr, auch unsere drei Landessprachen halfen nicht. Aber für was hat man denn Hände und Mimik und so kamen auch wir zu unseren gewünschten, feinen Früchten. 

Unseren Morgen-Cappuccino werden wir in Trieste einnehmen. Das passt gut, es soll die Kaffeestadt sein. Grosse Sehenswürdigkeiten erwarten wir von dieser Stadt keine - aber wer weiss. Es ist jetzt 05.45 Uhr und der Tag ist noch jung.

 

Dienstag, 4. Juni  -  80km, 970hm

Das war eine gute Idee, es den gestrigen Tag velofrei regnen zu lassen. Heute fuhren wir sehr früh weg weil der Morgen noch trocken vorausgesagt war. Den späteren Regenwolken konnten wir perfekt ausweichen und sind tatsächlich trocken im heutigen Hotel angekommen. Ein unbedeutender Ort, ein praktisches Hotel - einfach eine Zwischenstation um an die Adria zu kommen. Dazu mussten wir Ausläufer der dinarischen Alpen überqueren welche uns noch lange begleiten werden. Dies ist der Gebirgszug der von Slovenien bis Albanien die adriatische Ostküste gestaltet. Oben angelangt fuhren wir durch wunderschöne Hochebenen auf kleinen und wenig befahrenen Landstrassen. Damit wurden wir entschädigt für die ersten 20km aus Ljubljana heraus welche wir uns leider auf der Hauptstrasse abmühen mussten. Natürlich gabs recht gute Velostreifen und -wege neben der stark befahrenen Strasse, trotzdem hatten wir nicht viel Freude daran - wir sind eben sehr verwöhnt von richtig schönen Radwegen.

 

Montag, 3. Juni

Ausschlafen war nicht unser Ding: vor dem Frühstück raus weil es grad nicht regnet und weil die Gassen und vor allem die Dreifachbrücke ohne allzu viele Leute sicher besser aussehen zum fötele. Gut gepockert, es hat schöne Föteli gegeben. Danach: ausgiebig z'mörgele, klavierspielen resp. lesen, flanieren, nach dem Starkregen Aussicht vom alten, einst Sloveniens höchstem Hochhaus geniessen, House of Illusion besuchen resp. wieder lesen, wieder flanieren, sich freuen aufs Nachtessen im feinen Restaurant mit guter Jazzmusik. Herrlicher Tag.

 

 

Sonntag, 2. Juni

Seit Tagen hören wir viel Oberkrainer-Musik - wir sind im Oberkrain. Gestern waren wir mit Radovljica in einem Nachbarort des Geburtsortes von Slavko Avsenik - dem original Oberkrainergründer - das hat man gespürt und gehört. Hier in Ljubljana hat es vereinzelte Traditionsbeizen mit diesem Musikstil. Aber als Grossstadt und Touristenort gibt es hier natürlich auch alles andere. Die Stadt ist übersichtlich und sehr schön. Es ist kühl und wir staunen, dass die Leute trotzdem eher leicht bekleidet sind und bis in alle Nacht draussen sitzen. Da sind wir zu wenig abgehärtet und geniessen das Essen lieber inhouse in den vielen schönen Lokalen. Das Wetter ist tagsüber sehr gut. Wir können die ganze Stadt mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten besuchen. Das machen wir zu Fuss, aber auch eine Tour mit dem Touristenzügli gehört in unser Programm. Auf diese Weise hören wir vom Audioguide, was es zu den Sehenswürdigkeiten zu sagen gibt. Wir geniessen unsere viele Zeit und schlendern stundenlang in der Stadt herum. Vor dem Regierungsgebäude findet grad eine Weltausstellung mit mannsgrossen, farbigen, stehenden Bären statt. Von jedem Land hat es einen kunstvoll bemalten Bären, alle stehen im Kreis und demonstrieren Gemeinsamkeit - der Sinn der Ausstellung. Weiter spazieren wir zum grossen Park Tivoli, sind etwas enttäuscht über zu wenig Pflanzenvielfalt aber erfreut über die Grösse des Parks. Während dem Ausruhen in unserem zentralen Hotelzimmer gibts Wetteränderung - es gewittert und regnet in Strömen. Die Wetterprognosen für morgen sind schlecht. Wir entscheiden uns, dass wir erst am Dienstag weiterfahren und morgen einen richtig schönen Lazyday einschalten.

 

Samstag, 1. Juni  -  76km, 540hm

Die Sonne weckt uns! Übermütig entscheiden wir, die heutige Tour mit einem Abstecher zum Bleder-See um 20km zu verlängern. Gestern abend war der Spaziergang kurz (die Altstadt ist sehr klein und wir übernachteten mittendrin) aber sehenswürdig. Es soll sich um den schönsten Stadtkern Sloweniens handeln. Na ja, das ist jetzt vielleicht ein bissle übertrieben. Aber die Gebäude sind alle einzigartig und mit viel Malerei sowie verspieltem Baustil sehr fotogen. Viele Museen und wenige aber sehr originelle Shops würden einen stundenlangen Aufenthalt ermöglichen - wir begnügen uns mit kurzem Beäugen.

Die heutige Velotour beginnt ohne Regen so dass wir den wunderschönen Bleder-See staunend umfahren können. Staunend auch über den Touristenrummel der hier abgeht - wie sieht das wohl in der Hochsaison aus. Der See bezaubert mit seiner smaragdgrünen Farbe und vor allem mit der kleinen Insel auf der märchenhaft die Kirche Maria Himmelfahrt steht. Auch eine Burg, welche auf einem Felsen am See thront, ist ein toller Eyecatcher. Auf der Weiterfahrt kommt der Regen. Dieser hört dann zwei Stunden nach Kauf neuer Füsslinge auf, wie erwartet. Wir erreichen Ljubljana bei Sonnenschein und landen ungewollt auf einer der Sehenswürdigkeiten, die Dreifachbrücke. Ein zwar kühler aber schöner Abend in der lebendigen Ausgehmeile mit regionalem Z'nacht (Kalbsbraten und Cevapcici) beendet unseren erfolgreichen Tag - wir sind sehr zufrieden. 

 

 

Freitag, 31. Mai  -  58km, 325hm

Die ersten 30km fahren wir auf bestem Bahntrassenradweg - das ist auch nötig, denn es regnet in Strömen und auf einem lauschigeren Radweg wie an der Drau hätten wir sehr viel Respekt gehabt vor den vielen Bachübergängen welche beim momentanen Wetter mit Murgängen überraschen könnten. Auf dem alten Bahntrassee war uns wohl. Als sich der Regen in einen Gewitterregen verwandelt, machen wir ausgedehnte Mittagspause in Kraniska Gora bei Salat und Palatschinken - natürlich eins nach dem anderen. Eigentlich wären wir in wunderschöner Alpenwelt - wenn sie nicht so verhangen wäre. Wir sind am Rande der Karawanken und mitten in den julischen Alpen. Das, was wir zwischen Wolken und Regentropfen erhaschen können, sieht wunderschön aus - ein bisschen wie im Berner Oberland aber wilder. Unsere Regenausrüstung kann sich nun definitiv bewähren wobei die Füsslinge den Test nicht bestehen - pflotschnasse Füsse sind das Resultat. So bald wie möglich werden wir neue Füsslinge kaufen, dann wird es wahrscheinlich auch nicht mehr regnen. Zufällig entdecken wir das Museum-Restaurant-Hotel Lectar in Radovljica - ein wahrer Kleinod. Schnell Kleider auswaschen, Zimmer vollhängen, Tagebuch schreiben, morgige Route planen und ab gehts ins vielversprechende Dörfchen und Restaurant. Morgen werden wir Ljubljana erreichen und dort wollen wir uns länger aufhalten - es soll sehenswert sein.

 

Donnerstag, 30. Mai  -  79km, 515hm

Wir haben Glück, der Morgen ist wettermässig noch recht schön. Zügig fahren wir im schönen Drautal Richtung Villach - dieses Städtchen gefällt uns und dient gut für unseren traditionellen Morgen-Cappuccino. Knapp verpassen wir die Fronleichnamprozession, wäre wahrscheinlich recht sehenswert gewesen denn wir sehen grad noch zahlreiche trachtengeschmückte Leute. Am Nachmittag gibts Regenprogramm = Velofahren mit Regenmontur. Fazit: unsere Regen-Ausrüstung ist perfekt. Unsere Route weicht nun ab von der Drau-Radroute. Die Drau ist ein Nebenfluss der Donau und wir wollen ja nicht ans schwarze Meer. Scharf rechts abbiegen und schon sind wir auf der Via Alpe-Adria - eine wiederum bestens ausgebaute Radroute völlig weg vom Strassenverkehr. Nun verlassen wir auch Kärnten welches wir seit gestern durchfuhren. Trotz Regen ist die Fahrt schön und gegen späteren Nachmittag erscheinen am Himmel sogar ein paar blaue Störungen. Der Radweg führt gegen unser Tagesziel hin wieder auf ein altes Bahntrassee - das lieben wir. Wir übernachten in Tarvis - ein früher wichtiger Grenzort zwischen Österreich und Italien.

 

Mittwoch, 29. Mai  -  129km (!!!), 530hm aber 1150m hinunter

Es ist sonnig aber kühl. Wir freuen uns auf den trockenen Tag. Hier im schönen Toblach beginnt der bekannte Drau-Radweg. Er wird uns lange begleiten. Zum Glück ist noch nicht Hochsaison für die Velofahrenden, denn wir beobachten Stationen mit massenhaft bereit stehenden Mietvelos - das muss im Sommer wimmeln von Velotouristen. Die Radroute ist entsprechend perfekt: gut ausgebaut, immer weg von der Autostrasse, schönen Naturlandschaften und der Drau folgend, gut beschildert. Wir entscheiden, dass wir heute recht viele Kilometer fahren wollen. Dies ist nötig weil ab morgen wieder Regentage angekündigt sind und es ist möglich weil die Route stetig sinkt, eben der Drau folgend talwärts. Wir beobachten grosse Bauarbeiten für den Hochwasserschutz. Grad letztlich muss es hier sehr stark geregnet haben, die Seitenbäche sehen entsprechend verwüstet aus. Abends quartieren wir uns im Erlebnishotel Post in Spittal ein. Der Hotelbesitzer ist ein chaotischer Sammler und überall stehen mehr oder weniger wertvolle Antiquitäten herum. Spittal selber macht uns einen noch chaotischeren Eindruck, ausser dem grossen Stadtpark finden wir nichts Schönes. Gute Nacht.

 

Dienstag, 28. Mai  -  60km, 920hm

Unsere durchzechte Samstagnacht und die gestrige Marathonroute haben sich gerächt: 11 Std schliefen wir und wurden schliesslich dank dem Zimmermädchen geweckt. Bei leichtem Regen gings erst um 11 Uhr weiter, via Bruneck nach Toblach. Der Regen liess nach und ein verhängter aber freundlicher Himmel begleitete uns. Wir sahen sogar zum Kronberg hinauf. Die Route führte dem Pustertaler-Radweg entlang und war traumhaft schön, auf bester Fahrbahn, viel in Wäldern und am wilden Fluss Rienz entlang - wir genossen Natur und lautes Vogelgezwitscher. Eigentlich meinten wir, dass wir allzu Radweg-verwöhnt sind und nach unseren schönen Ferntouren keine Steigerung mehr erwarten dürfen. Das Südtirol hat uns eines besseren belehrt - da ziehen wir doch glatt den Tirolerhut. Obwohl wir heute "nur" 60km fuhren, sind wir in Toblach recht müde angekommen. Also blieb keine Kraft für grosse Hotel-Evaluation. Das Erste durfte es wieder sein - diesmal war es aber eine Stufe gediegener als nötig. Also hiess es, Sauna, schönstes Zimmer und feinstes Abendessen geniessen - das darf zwischendurch auch mal sein.

 

Montag, 27. Mai  -  90km, 1550hm

Gestern abend gingen wir noch mit unserem Freund René Clausen in Ausgang. Er machte auch eine Velo-Ferntour - von Follonica bis Innsbruck und es war vereinbart, dass wir uns irgendwo treffen. Innsbruck war genau das Richtige für uns drei. Kleiner Spaziergang durch die Altstadt, kurz die Sehenswürdigkeiten Annasäule und goldenes Dacherl tangiert, bestes Wienerschnitzel und Gitziläberli genossen und früh ins Bett - alle drei waren wir recht müde. Frühmorgens, nach ausgedehntem, feinstem Frühstück, gings wieder los für uns - den Brenner in Angriff nehmen. Bereits in Innsbruck beginnt der Anstieg und bietet uns noch einen schönen Blick auf Bergisel, die Riesen-Sprungschanze mit futuristischem Restaurant in der Höhe. Die Veloroute ist auf der Brenner-Nordseite etwas mangelhaft. Oft mussten wir auf der stark befahrenen Staatsstrasse radeln. Dafür wurden wir auf der Südseite mit ausschweiffendem Radweg belohnt: eine der Kehren führte uns einem alten Bahntrassee entlang weit in ein Seitental hinein - wunderbare Natur und Ruhe begleiteten uns. In Sterzing entschieden wir uns, anstatt zu übernachten weiterzuradeln um von der noch trockenen Witterung zu profitieren. Aus dieser Idee entstand dann ein 90km-Tag, massiv zu viele Höhenmeter und abends trotzdem noch ein Regenguss. Wir quartierten uns also im erstbesten Garni-Hotel ein, kurz vor dem heftigen Regen und wurden zum Glück nur wenig nass. Die Nähe zu Brixen erlaubte es, per Ortsbus dorthin zu fahren, gut Abend zu essen und auch dieses hübsche Städtchen noch zu besichtigen.

 

Sonntag, 26. Mai

Das war eine wunderschöne Hochzeit, stilvoll und voller Wetterglück. Mit viel zu wenig Schlaf aber glücklich starten wir nun definitiv in unsere Velotour. Heute gehts wieder per Zug zurück zu unseren Velos in Innsbruck.

 

Mittwoch, 22. Mai  -  70km und fast keine Höhenmeter

Wir geniessen ein obergediegenes Frühstück und radeln ohne Regen los, zuerst im Karacho das Pitztal hinunter und dann recht rassig dem grünen Inn nach. Die schnelle Fahrt lässt uns bereits mittags in Innsbruck ankommen. Besonders schnell fuhren wir kurz vor Innsbruck um der nahenden Regenwolke zuvorzukommen - das hat geklappt. Genau vor dem Hotel fing es an zu regnen und wir konnten unser Gepäck trocken hineinbringen. Velos und Gepäck werden nun im Hotel deponiert - eine fünfstündige Zugreise bringt uns nach Hause um am Samstag besagte Hochzeit zu feiern. Am Sonntag werden wir wieder Innsbruck anreisen und am Montag 27. Mai unsere Velotour fortsetzen.

 

Dienstag, 21. Mai  -  18km mit 525hm

Heute ist Rainylazyday. Wir radeln im Regen noch bis Langen hinauf, nehmen den Zug nach Imst und entscheiden uns, noch etwas ins Pitztal hochzupedalen und uns in einem hübschen Wellnesshotel einzunisten. Die Berge wären schön wenn sie denn nicht so verhangen wären. Ab heute fängts an, dass wir sie nicht mehr zuordnen können. Das war halt schön in der Schweiz mit unseren bekannten Gewässern und Gebirgen: Sempachersee mit Pilatus, Zugersee mit Rigi, Walensee mit Churfirsten, Rhein mit hoher Kasten. Nun freuen wir uns auf Neues. 

 

Pfingstmontag, 20. Mai  -  113km mit zusätzlich 1044hm !!!

Dem Walensee entlang ist der Veloweg sehr interessant. Es geht auch mal durch kleine Tunnel und gemeinerweise einmal weg vom See grob in die Höhe. Zum Rheintal hin beobachten wir Föhnlinsen im Himmel und freuen uns deshalb auf Rückenwind von Sargans bis Feldkirch. Vergebens gefreut. Keine Ahnung, weshalb wir auf starken Gegenwind treffen und Martin recht damit kämpfen muss. Therry ist geübte Windschättelerin.

Beim Mittagessen im Liechtensteinischen werden wir von einem Schweizerpaar darauf aufmerksam gemacht, dass der Arlbergstrassentunnel gesperrt ist und der ganze Verkehr über den Pass geht. Das erschreckt uns sehr, auf diese Weise wird unsere Passroute sehr mühsam werden. Da wir nachmittags recht gut vorwärts kommen, entscheiden wir uns, heute übermässig weit zu fahren und den Arlberg bereits in Angriff nehmen. Auf diese Weise könnten wir morgen frühmorgens vielleicht etwas vom  Strassenverkehr einsparen. Falsch gedacht: der Wirt in Wald am Arlberg überbringt uns die Hiobsbotschaft, dass für Fahrräder die Passstrasse gesperrt ist! Alternative ist ein Shuttlebus der uns auf die Passhöhe bringen würde. Wir entscheiden uns dagegen weil es im angekündigten Regen keinen Spass machen würde den Pass runter zu rauschen - schon gar nicht zusammen mit den vielen Lastwagen und Autos.

 

Pfingstsonntag, 19. Mai  -  89km, 806hm

Wunderbare und ruhige Fahrt durchs blühende und grüne Freiamt. Nach dem Zugersee folgt der sehr steile Anstieg auf den Hirzel. Die Veloroute führt auf kleinen Landwirtschaftsstrassen durch grüne Weiden und viel höher als die Passstrasse. Diese queren wir und dürfen danach den ganzen Hügelzug bis Pfäffikon eine rassige Abfahrt geniessen. Auch die Linthebene erfreut uns mit gefälligen Velowegen welche stark benutzt werden von allen möglichen Sonntags-Radfahrern. In Weesen ist das Hotel Flyhof unser Ziel - wir haben uns mit Rolf Mäder und seiner Annamarie aus Schmerikon zum Z'nacht in unserem Hotel verabredet. Ein schöner Abend und der Flyhof ist sehr empfehlenswert.

 

Pfingstsamstag, 18. Mai  -  74km, 640 Höhenmeter (hm - damit sind immer nur diejenigen aufwärts gemeint)

Bei schönstem Wetter starten wir unser neues Abenteuer und freuen uns erst mal aufs Mittagessen bei Martins Eltern - dies wird nach den ersten 50km in Moosleerau sein, wo die Eurovelo 5 uns hinführt. Danach geht's gut gestärkt von der Eurovelo weg, der von Martin ausgetüftelten Route folgend nach Hildesrieden. Im Hotel roter Löwe findet Therry bereits ein Piano - ihr Repertoire will sie auch während der Velotour pflegen und spielt zum Apero eine Stunde Klavier. Nachmittags erleben wir wieder mal eine der schönen Fügungen die wir auf unseren Touren so gerne haben: bei der Durchfahrt in Sursee erspähen wir Tobias, wie er in grosser Männerrunde offensichtlich auf Polterabendtour ist - auch er freut sich riesig, sein Gotti so zufällig zu sehen.

 

Unsere Reise beginnt in Niederwil am Pfingstsamstag 18. Mai. In knapp einer Woche wollen wir über den Arlberg in Innsbruck sein. Dieses Etappenziel haben wir gewählt, um schnell mit dem Zug zurück an eine Hochzeit zu gelangen. Tobias - Therry's Gottenbub - heiratet seine Michelle. Das wollen wir nicht verpassen, werden die Velos in Innsbruck stehen lassen und unsere Reise nach dem schönen Intermezzo am Montag 27. Mai fortsetzen.